Heute soll es um die Zukunft von uns allen, vor allem aber um die unserer Kinder gehen. Morgen feiern wir nämlich den Internationalen Tag des Energiesparens. Also schalte ich einmal meine Tastaturhinterleuchtung aus und lege los. Die meisten von uns sind weder Reeder, noch Papierhersteller oder Hochofenbetreiber, so daß wir nicht das große energetische Rad drehen, und können damit auch nicht mit noch so kleinen Optimierungen maßgeblich Energie sparen. Wir sind auch nicht die Autoindustrie, die nach meiner unmaßgeblichen Meinung viel weniger tut, als sie vorgibt, und uns eher mit geschönten, in der Praxis unrealistischen Verbrauchswerten ködert und nasführt und sich damit weiterhin dem Verdacht aussetzt, in einer kollusiven Allianz mit der Mineralölindustrie zu stehen. Selbst aber wenn die neuen Autos gleichwohl weniger verbrauchen, stellt sich bei einer ökologisch motivierten Neuanschaffung eines Automobils zusätzlich die Frage der Energiebilanz, will sagen, was kostet eigentlich die Herstellung eines Autos – man bedenke z. B. den immer höheren Aluminiumanteil und die sehr hohen Energiekosten bei der Herstellung dieses Materials – und ergibt sich bei Einbezug dieser Kosten immer noch eine Einsparung gegenüber dem Weitergebrauch der alten Kiste. Wenn ich sehe, daß mein zwanzig Jahre altes Mercedes-Coupé mit rund acht Litern auf einhundert Kilometer weniger verbraucht als mein aktueller Roadster – zugegeben ein modernes Steinzeitauto, das selbst oder gerade alte Säcke zur sportlichen Fahrweise verführt – habe ich ernsthafte Zweifel, ob eine Ersatzanschaffung für den Youngtimer eine Energieeinsparung und damit gegebenenfalls eine Zukunftsverlängerung – tolles Wort für eine eigentlich unmögliche Verlängerung von Unendlichkeit, ich meine aber Verlängerung der Erdexistenz mit uns als Bewohnern – mit sich brächte. Da man aber nie weiß, wie und ob es weitergeht, sollte man vielleicht so nicht denken und lieber zusätzlich auf die Gebrauchsdauer des neuen Vehikels abstellen. Auch da aber komme ich ins Grübeln, denn das müssen die neuen rückrufanfälligen Massenprodukte erst beweisen, daß sie genausolange halten wie die alten Eisenrösser. Wie man es auch dreht und wendet, es wird immer schwierig bis unmöglich sein, exakte Zahlen zu ermitteln, die einem eine eindeutige Entscheidungshilfe geben könnten. Wie man es auch dreht und wendet, klar sollte aber sein, daß die Masse der Einzelnen am ehesten durch achtsamen Umgang mit Energie sehr viel, eventuell sogar am meisten an Einsparung erreichen kann, und da sollten wir lieber beim Naheliegensten anfangen. Kein Wasser laufen lassen beim Rasieren, nicht Honnis Lampenladen zuhause nachbauen und betreiben, tagsüber nicht das Licht im Hausflur anschalten, nicht den Motor im Stand laufenlassen, wenn man sich vom geliebten Beifahrer verabschiedet, die Standbygeräte ausschalten und echte Energiefresser doch austauschen, nicht dreimal um den Block fahren, nur um das Auto vor das eigene Haus stellen zu können, etc.. Und das gilt für Jung und Alt, was ich deshalb heraushebe, weil ich mich manches Mal des Eindruckes nicht erwehren kann, daß die Älteren – vielleicht haben sie aber auch nur ein schlechteres Gewissen, auch Lebenserfahrung genannt – aufmerksamer für solcherlei Kleinigkeiten und weniger bequem sind -irgenwie müssen wir Alten das allerdings als Erziehungsversäumnis wohl auch mitverantworten – als die Jungen, die es doch eigentlich vielmehr angeht; dabei will ich nicht verschweigen, daß die Verbrauchsuhr der Lebensalterfortgeschrittenen natürlich schon weit fortgeschritten und vielleicht sogar schon im roten Berich ist und daß man der Jugend auch zugestehen muß, etwas maßlos und lockerer mit ihren eigenen Ressourcen genauso umzugehen wie mit denen der Welt, erstens, weil wir das auch gemacht haben, und zweitens, weil das Leben, gerade das junge, aktive, sonst keinen Spaß macht. Was bringt die größte Energieeinsparung, wenn damit die Lebensfreude und -qualität verloren geht!? Geiz ist nämlich gerade nicht geil, sondern lusttötend in jedem Wortsinne. Aber liebe Jugend, wenn ihr früh morgens oder tief in der Nacht auf dem Weg von oder zur Bahn – löblich, daß für euch Autos als Statussymbol nicht mehr soviel bedeuten wie für uns – eure zumeist lächerlich kleinen aber umsomehr lärmenden Rollkoffer durch die Straßenschluchten an unseren Schlafzimmern vorbeibewegt, nehmt lieber eine Tasche oder ein Taxi. Gutes Benehmen und Rücksichtnahme darf ruhig einmal etwas kosten, es macht in beide Richtungen das alltägliche Leben angenehmer und ist die Energieeinbuße allemal wert. Schluß mit dem Spalten der Gesellschaft!
Laßt uns morgen und von da ab fortdauernd alle an die eigene Nase fassen, und irgendwo ein bißchen Energie einsparen. Schaden kann es jedenfalls nicht und belebt zusätzlich wie jede Veränderung unseren mehr oder weniger eingefahren und teils langweiligen Alltag genauso wie unseren Geist.
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf