wolfsgeheul.eu vom 20.05.2016

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Europa futsch!? – Solidarität da!

Großbritannien war schon immer etwas anders. Aufgrund der privilegierten Lage ist man naturgemäß weniger darauf angewiesen, an einem gutnachbarschaftlichen Miteinander im Kreise der anderen Europäer jenseits des Wassers interessiert zu sein. Auch gibt es gravierende (Mentalitäts-)Unterschiede. Der besondere Humor, die relative Entspanntheit, der eigenwillige Kleidungsstil, die skurrilen Sportarten, der Linksverkehr, um nur einige zu nennen! Und so lebt man auf der Insel sein eigenes Leben mit der angestammten Währung und in recht vorbildlicher Eintracht der Hautfarben und Kulturen. Wer braucht da die Union!?

Nun sind wir alle gespannt, wie die Briten über den Brexit entscheiden werden. Einer seiner Verfechter, der ehemalige Bürgermeister von London Boris Johnson, hat nun einen Gedichtwettbewerb, den „The Spectator“ ausgerufen hat, um sich mit Böhmermann solidarisch gegen Erdogan zu zeigen, mit einem recht deftigen Limerick gewonnen, der das deutsche Vorbild an Niveau bei weitem übersteigt, aber selbstredend auch nicht die Spitze der Lyrik darstellt.

Sei es drum, der Fünfzeiler zeigt durchaus Geist, in jedem Falle Humor und den dem Engländer typischen Mut zum freien und spontanen Denken und Reden, ohne Angst haben zu müssen, dafür gescholten oder gar bestraft zu werden. Deshalb sei er gerne zitiert, auch weil unsere Zeitungen sich mutmaßlich kaum trauen werden, ihn abzudrucken:

There was a young fellow from Ankara

Who was a terrific wankerer

`Till he sowed his wild oats

With the help of a goat

But he didn’t even stop to thankera.“

Der Kurzroman erzählt von einem jungen und wilden Wichser – pardon, aber das ist die wörtliche Übersetzung – aus Ankara, der sich die Hörner mit Hilfe einer Ziege abgestoßen hat, ohne dem Tier je dafür zu danken. Wer mag da wohl gemeint sein!?

Meine Meinung zur Causa „Böhmermann“ habe ich in den Kolumnen vom 01. und 14. April diesen Jahres ausreichend dargetan. Aber wie großartig ist es, daß sich die Engländer ohne Not – sie sind natürlich in der Flüchtlingsfrage viel weniger auf das Wohlwollen der Türkei und den dortigen armseligen Potentaten angewiesen – bemüßigt fühlen, bei Angriffen auf die Freiheit auf dem ach so fernen Kontinent Solidarität zu zeigen. Und obendrein ist sich ein herausragender Politiker des Landes nicht zu schade, dem sogar durch eigene Teilnahme beizuspringen. Da sieht man den Unterschied zwischen einem Hengst und einem Wallach! Welcher Homo politicus – außer dem Kollegen Bosbach vielleicht – in Deutschland wäre wohl willens und insbesondere überhaupt in der Lage, ähnliches zu leisten!? Und wo sind die führende Presseorgane, die den Mut und die Idee für eine solche Aktion hätten!? Brauchen wir wirklich Hilfe und Anleitung von außen? Ja! Die Briten lassen sich zwar kaum in ein Bündnis-Korsett zwängen, aber für die Freiheit sind sie weltweit sofort bereit zu kämpfen. Das ist vorbildhaft und offenbart eine Form der Solidarität, wie sie heute leider selten geworden ist. Gewöhnlich ducken sich die anderen, selbst wenn sie der gleichen Meinung sind, lieber weg, wenn sich ein Nachbar bzw. Partner bereits damit die Finger verbrannt hat.

Nicht nicht nur wegen Boris Johnson wäre es traurig und ein wahrlicher Verlust, gingen uns die Briten von der Fahne. Schmieren wir ihnen also ruhig ein wenig Honig ums Maul. Es ist sogar berechtigt.

And, Boris, for you und unseren Eunuchen ins Poesiealbum:

„Es war`mal ’nen Blondschopf am Ufer der Themse,

Der brauchte zum Sex keine Gemse,

Er lachte stets laut,

Hat sich`was getraut,

Ein Hengst halt, ganz ohne Trense.“

„Rule, Britannia!“ und gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

 

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wolfsgeheul.eu vom 28.04.2016

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Eine Gesellschaft ist umso freier, je weniger sie verbietet.

Aber nicht alles, was sie nicht mit einem Verbot versieht, sollte auch getan werden, und einiges sollte sich unabhängig davon, ob es erlaubt ist oder nicht, qua Ästhetik und guter Erziehung von allein verbieten. Eine Idealvorstellung, die aber leider von der Realität regelmäßig über den Haufen geworfen wird.

In meiner Kolumne vom 17.05.2015 hatte ich bereits das öffentliche Trinken und Essen kritisiert. Offenbar ein Kampf gegen Windmühlen! Jetzt hat die Berliner Wirtschaftssenatorin, Cornelia Yzer(CDU) – den Namen habe ich noch nie vorher gehört – angesichts der – übrigens nicht nur in Berlin – in bestimmten Bezirken ausufernden oder auszuufern drohenden Problematik dem öffentlichen Alkoholkonsum den Kampf angesagt und als ultima ratio sogar ein Verbot ins Auge gefaßt. Der Aufschrei ist groß in der angeblich so freiheitsliebenden Bundeshauptstadt, und man fürchtet kollektiv insbesondere um das so beliebte wie berühmt-berüchtigte Wegbier. Letzteres habe ich nie verstanden und maximal bei Jugendlichen und Menschen unterer Schichten, sprich bei Proleten verortet. Der Blick in unsere Straßen und auf unsere Plätze zeigt aber ein neues Bild. Hinz und Kunz begegnen einem dort zu jeder Tag- und Nachtzeit mit der Bierflasche in der Hand. Was für eine Unart, vor allem wenn der Konsum im Gehen erfolgt. Aber auch in Bussen, U- und Straßen-Bahnen fehlt mir jedwedes Verständnis.  Wo bleibt da auch der Genuß!? Steht oder sitzt man zusammen, stellt sich die Sache schon anders dar; das gilt auch auf längeren Fahrten mit der Eisenbahn. Wollte man das alles verbieten, müßte man konsequenterweise auch das gepflegte Picknick mit alkoholischen Getränken in Park, Wald und Flur und letztlich jede Straßenbewirtung und jeden Biergarten untersagen.

Aber was spricht dagegen, das Saufen in Bewegung und in Nahverkehrsmitteln zu verbieten. Für diese Gepflogenheit gibt es meines Erachtens keinen guten und akzeptablen Grund. Natürlich – dabei fasse ich mir an die eigene Nase – sollte das eigentlich auch für das Rauchen im Gehen gelten. Da das mit dem Verbieten aber bedenklich und kaum ausreichend zu überwachen ist, wäre es doch schön, schafften wir es im Rahmen der Erziehung von Kindern und Jugendlichen, diesen eine ästhetische Kategorie zu vermitteln und zu verinnerlichen, die sich selbst Grenzen des Machbaren verordnet, und die sie dazu bringt, Dinge, die genauso unschön wie unnötig sind, von alleine zu unterlassen. Dann bräuchte es nicht die Erwägung eines Verbotes, und jeder könnte seinen Bedürfnissen und Lüsten, dort wo es nicht stört, trotzdem fröhnen. Als es noch für Frauen als unschicklich galt, in der Öffentlichkeit zu rauchen, hat das doch auch ohne ausdrückliche Untersagung funktioniert! Und die Erwachsenen müssen natürlich mit gutem Beispiel vorangehen, wenn es gelingen soll.

Es geht um das Einpflanzen einer stolzen und würdigen Haltung in die Mehrheit der Gesellschaft. Das stünde uns in jeder Hinsicht – also auch in anderen Bereichen – gut zu Gesicht, wollen wir nicht verrohen. Aber, will das überhaupt noch jemand ernsthaft verhindern? Frau Yzer will es offenbar. Dafür gebührt ihr Dank!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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