wolfsgeheul.eu vom 28.03.2016

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„O glücklich, wer noch hoffen kann

Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen!“

Ein weitgehend friedliches Osterfest neigt sich dem Ende zu und unzählige Spaziergänge sind absolviert. Goethe hat aber nicht ausgedient, wie Faust mit dem Eingangszitat zeigt. Es ist tatsächlich die Hoffnung, die uns leben läßt. Da mögen die Forscher täglich noch so viele neue Gewißheiten produzieren und publizieren, das Morgen erscheint hier und da ungewisser denn je. Fakten bieten uns weder bei der Erklärung des Jetzt noch für die Zukunft unverrückbar festen Halt, der positive Blick nach vorn speist sich maßgeblich aus dem Glauben an kommende sonnige Tage. Und jeder hoffnungsfroh erwartete Sonnenaufgang vermag nicht nur böse Überraschungen zu bescheinen, sondern glücklicherweise auch freudige Ereignisse. „Es irrt der Mensch, solang‘ er strebt.“ sagt der Herr im „Prolog im Himmel“, und das gilt im Guten wie im Schlechten. Wer ständig hofft, dem Irrtum zu entfliehen, muß sich bewußt sein, sich dabei ebenso irren zu können. Das meiste bleibt eben im Ungewissen. Es braucht also Kraft und die Mentalität eines Stehaufmännchens auf diesem Weg. Das Unvoraussagbare immer wieder zu ertragen und sich trotz vieler Enttäuschungen nicht beirren zu lassen, benötigt aber auch und gerade Zeichen als geistige Wegzehrung für den Hoffenden.

Auf der ganzen Welt kriechen die Ewiggestrigen aus ihren Löchern und innovative Reformen rücken in weitere Ferne. Da ist es umso erstaunlicher, daß der Papst in vielerlei Hinsicht solche Zeichen setzt, die man vom Oberhaupt der Katholiken vielleicht am wenigsten erwartet. Er strengt unbeirrt Reformen in dem wahrscheinlich konservativsten Apparat der Welt an, wissend, daß diese Arbeit nicht an einem Tag zu erledigen sein wird und eine Vielzahl von Rückschlägen zu erwarten ist. Er nimmt sich nicht so wichtig wie seine Vorgänger und wird und wirkt damit bedeutsamer, als sie es je waren. Wenn er Flüchtlingen in einem Vorort Roms am Gründonnerstag die Füße wäscht und die Fußwaschung für „Zivilisten“ beiderlei Geschlechts öffnet oder die Karfreitagsliturgie liegend betend beginnt, dann sind das Zeichen der Demut, die uns allen gut zu Gesicht stünden, gegeben von einem großartigen Menschen, den Milliarden von Menschen – ob gläubig oder nicht – verteilt über den gesamten Erdkreis beobachten und respektieren.

Man wünscht sich mehr Menschen von diesem Kaliber in allen Bereichen unserer Gesellschaft, um dem allenthalben auftretenden Teuflischen zu begegnen. Aber vielleicht ist er im Moment der einzige, der die Kraft und die Macht verkörpert, Zeichen zu setzen, die derart wirkmächtig zu sein vermögen. Freuen wir uns, daß es ihn gibt!

Selbst Mephistopheles bekennt:

„Von Zeit zu Zeit seh‘ ich den Alten gern,

Und hüte mich, mit ihm zu brechen.

Es ist gar hübsch von einem großen Herrn,

So menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen.“

Hätte Mephisto Papst Franziskus gekannt, er hätte ihn sicherlich in seine Lobeshymne respektvoll einbezogen. Wer wollte (und sollte) da heute schlauer als der Teufel sein!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 17.01.2016

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Wie war noch einmal die Nachricht am letzten Freitag aus dem nahen Vorgebirge? In Bornheim gehen Flüchtlinge nicht mehr baden? Nein! In Bornheim dürfen zur Vermeidung sexueller Belästigungen weiblicher Badegäste männliche Flüchtlinge solange nicht mehr ins Hallenbad, bis sie verstanden haben, daß die dortigen Nixen kein Freiwild sind? Ja, so in etwa war es.

Die sogenannte Flüchtlingskrise treibt immer neue Blüten und macht es einem schwer, sofort mit einem klaren Judiz darauf zu reagieren. Im ersten Moment dachte ich nämlich, daß diese Entscheidung doch ganz vernünftig klingt, weil sie den pädagogischen Ansatz verfolgt, über temporäre Verbote zu einer übergeordneten Einsicht zu gelangen. Auf der anderen Seite waren öffentliche Bäder wegen ihrer naturgemäß leichtbekleideten Besucher für junge Menschen immer schon Horte vorsexuellen Amüsements und Anbahnungsstätten für Interaktion zwischen den Geschlechtern, bei denen die Grenze zwischen hormongesteuerter, erlaubter Neckerei und sexueller Belästigung fließend ist. Warum sollten junge Flüchtlinge diesbezüglich anders sein!? Individuelle Hausverbote statt Sippenhaft sind deshalb wohl die angemessenere und richtigere Lösung. Später stellte sich mir aber die Frage, warum Flüchtlinge überhaupt ins Hallenbad gehen respektive gehen können. Ein Tagesticket im hochmodernen „HallenFreizeitbad“ mit Warmbecken außen, Sauna-und Fitnesslandschaft und Gastronomie in Bornheim kostet 6,00 Euro, für zwei Stunden sind 4,50 Euro fällig. Sodann weiß man, daß bei solchen Freizeitvergnügen es für die meisten selten beim Eintrittsgeld allein bleibt, weil die Zeit außerhalb des Schwimmens gefüllt gehört und deshalb, weil man nichts mit hineinnehmen darf, zum Beispiel noch Snacks und Getränke erworben werden (müssen). So ein Schwimmbadbesuch – sieht man einmal von den rein sportlich oder therapeutisch motivierten Nutzern ab – ist also, auch wenn die Grundtaxe noch so subventioniert sein mag, immer eine Form von Luxus, den man sich leistet und/oder leisten können will und muß. Und junge Familien, die nicht auf Rosen gebettet sind, dürften ähnlich wie bei der städtischen Kirmes es sich dreimal überlegen, ob und wann sie sich ein solches Vergnügen gönnen. Ein Spaziergang im Wald oder im Park mit Abstecher zum Spielplatz ist genauso spaßig, gesund und -entscheidender Vorteil – gratis. Aber vorliegend reden wir im übrigen gar nicht über Familien, bei denen aus Sicht des übergeordneten Kindeswohles manche Beurteilung eventuell sogar anders ausfallen kann und mag, sondern mutmaßlich mehrheitlich über alleinstehende junge Männer, die hier auf Anerkennung als Asylanten und Kriegsflüchtlinge warten. Denen gewähren wir bis zur Entscheidung gerne einen trockenen und warmen Schlafplatz und Verpflegung. Aber sind wir auch für deren Luxusbedürfnisse zuständig?

Hierüber kann man nun trefflich streiten, und es gibt sicherlich für jede Meinung gute Argumente. Wenn man aber die Nachricht hinter der Nachricht nicht wahrnimmt, kommt man zu den weitergehenden und -führenden Fragen erst gar nicht. Heute kann man übrigens schon online lesen, daß die Verantwortlichen in Bornheim bereits zurückrudern. Entweder gibt es keine fundierten Entscheidungen mehr oder es mangelt zunehmend an Durchhaltevermögen, wohlabgewogenene Entscheidungen auch gegen alle Widerstände zu verteidigen. Das Verbot in Bornheim war nun eher eine Furzidee. Sie öffnete auch weiterer, nicht gewollter, idiotischer oder gar rassistischer Differenzierung Tür und Tor. Oder will jemand ernsthaft erwägen, zum Beispiel auch den „Arier-Nacktbadetag“ oder einen „Burka-Badetag“ einzurichten!?

Sehen wir es positiv! Man hat einmal darüber nachgedacht.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Jetzt freue ich mich erst einmal auf Dienstag. Erneut lockt mich die Stadt Mönchengladbach, ihr einen journalistischen Kulturbesuch – Restkarten gibt es meines Wissens noch – abzustatten. Beeindruckenderweise spielt dort nämlich die glamouröse Jungpianistin, Khatia Buniatishvili, mit dem späten Klavierkonzert KV 466 auf. Ich bin sehr gespannt auf die Qualität ihres Spiels und freue mich so oder so auf den optischen Genuß. Bericht folgt!

 

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