wolfsgeheul.eu vom 10.09.2017

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Der bekennende Päderast Otto Muehl, ein Widerling aber unstreitig auch ein teilweise genialer Aktionskünstler, hat nach meiner Erinnerung einmal aus der Tiefe eines Raumes seiner Wohnung in Wien blind, also das Risiko, Menschen zu treffen, bewußt in Kauf nehmend, Blumentöpfe in die darunterliegende Fußgängerzone geworfen. Tatsächlich wurden Passanten verletzt und es kam entsprechend zu einer Verurteilung, die aber Teil der Performance war, weil er niemals vorhatte, zu leugnen. Das ist zwar nicht nachahmenswert, besitzt jedoch einen gewissen gesellschaftskritischen Tiefgang.

Insofern ist die Aktion des Bürgermeisters von Ebstorf in der Lüneburger Heide, der ein ihn störendes AfD-Plakat mit dem Slogan „“Neue Deutsche?“ Machen wir selber.“ über einem Schwangerschaftsbauch einfach abgehängt hat, weil er, in Personalunion Vorsitzender des nahe am Aufhängungsort gelegenen, multikulturell strukturierten Sportvereins, es als gezielte Provokation ansah, vergleichbar. Gleichzeitig zeigte er sich nämlich selbst an und machte die Sache auf Facebook öffentlich.

Dort erhielt er jedoch eine enorme, überwiegend positive, sprich kritiklose Resonanz von unterstellt braven Bürgern. Einige boten gar an, sich an einer eventuellen Geldstrafe zu beteiligen.

Was ist das für ein kollektiv verqueres Demokratieverständnis!? Mag das Plakat auch noch so geschmacklos und blöd – das ist es in jedem Falle, denn es stimmt leider noch nicht einmal – sein, es wirbt für eine demokratische, nicht verbotene Partei. Natürlich kann man direkt daneben ein anderes Wahlplakat mit einem toleranzfordernden Motto hängen oder eine multikulturelle Abordnung des Vereins darunter versammeln und ein Photo davon mit demselben schriftlichen Zusatz im Netz posten. Weitere Beispiele eines demokratischen Protestes gäbe es viele. Aber die unrechtmäßige und eigenmächtige Entfernung des Plakates gehört nicht dazu.

Mag also die jetzige Wahl erfreulicherweise die Bürger auch noch so politi- und mobilisieren, die Deutschen haben gleichwohl auf allen Seiten augenscheinlich verlernt, wie demokratisches Streiten funktioniert. Das ist ein trauriger Befund.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 05.09.2017

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„Kompliment! Danke für den Einsatz! Gute Grüße aus dem Plenarsaal im Deutschen Bundestag!“

Facebook, ein Quell der Erkenntnis! Heute erschien, weil es einer meiner FB-Freunde „geliked“ hat, auf meiner Seite ein Photo nebst Text von einem kleinen, gutgelaunten CDU-Wahlkampfstand in einem Stadtteil Aachens. So weit, so normal! Es wird ja offensichtlich von nahezu allen in diesem Forum alles und jedes „gepostet“. Das Eingangszitat ist allerdings der Kommentar des hiesigen Spitzen- und Direktkandidaten, Rudolf Henke, der Christsozialen, einem umtriebigen Arzt, der wegen seiner wohl nicht raren und recht einträglichen Nebentätigkeiten gelinde gesagt kein Freund des Vereins LobbyControl wird. Immerhin war Herr Henke aber heute offensichtlich bei der letzten Sitzung mit großer Wahlkampfdebatte im Reichstag anwesend.

Zu fragen ist nur, was sich ein Abgeordneter dabei denkt, während seiner Arbeit fröhliche Nachrichten und Grüße aus dem Parlament zu versenden und damit zweifelsfrei zu dokumentieren, daß ihm das Geschehen dort mit Verlaub am Arsch vorbeigeht, so daß er sich genüßlich der Pflege seiner sozialen Netzwerke widmen kann, statt den Rednern zu lauschen, wenn er schon als Hinterbänkler, Stimmvieh und Claqueur selbst nicht ans Pult treten muß und das mutmaßlich auch nicht will, weil er anderes zu tun hat. Nun wissen wir aus den Übertragungen, daß im Plenum und selbst auf der Regierungsbank allenthalben unverhohlen mit dem Mobiltelephon hantiert wird. Sollte man sich aber bisher noch blauäugigerweise der Illusion hingegeben haben, es handele sich dabei um wichtige, unaufschiebbare Dinge, wird man spätestens jetzt eines besseren belehrt.  Und der Herr Henke verspürt offenbar gar keine Scheu, das auch noch für jedermann öffentlich zu dokumentieren.

Es ist genau diese Arbeitseinstellung vieler – der CDU-Mann ist doch nur ein zufälliges Beispiel – Abgeordneter aller Couleur, die nicht unwesentlich und berechtigterweise zur Politikverdrossenheit in unserer Bevölkerung beiträgt. Wann erhöhen wir endlich die Diäten so, daß sich auch echte Profis, die fokussiert und engagiert ihre Arbeit, für die sie gewählt worden sind, tun, für eine Tätigkeit in der Politik interessieren und sich damit als realistische Alternative zum sonstigen Markt anfreunden können!? Menschen also, die die Politik nicht als Hängematte und Sprungbrett zugleich sehen, sondern bereits außerhalb ausreichend bewiesen haben, daß sie etwas können, und eine Legislatur als zeitlich begrenztes Projekt empfinden, dem sie ihre vollste Aufmerksamkeit zu widmen haben und tatsächlich auch widmen!?

Deutschland deine Berufspolitiker! Es ist etwas faul in unserem Staate. Wir brauchen mehr Politiker, die ihren Beruf ernst nehmen.

All‘ jenen, die das immer noch nicht begriffen haben und begreifen wollen, sei die Lektüre der heutigen Abschiedsrede des großartigen Bundestagspräsidenten Lammert, der leider nicht auf den Bundespräsidentenstuhl wechseln sollte und wollte(?), anempfohlen. Aber wahrscheinlich haben gerade die ihn am lautesten beklatscht, die er mit seinen subtilen Formulierungen meinte und ins Mark treffen wollte. Politprofis eben, aber von der falschen Sorte!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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