wolfsgeheul.eu vom 03.03.2017

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„Unterm Flachdach wird geknobelt“

Feuilletonisten haben selten Humor und sind oft langweilig!

Die Posse um das Einheitsdenkmal – s. auch Kolumne vom 23.08.2015 – in Berlin findet kein Ende, und so wird die Tatsache, daß wir fast sechs Jahre nach Ende des Wettbewerbes und mehr als ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung keinen der drei Siegerentwürfe realisiert haben, regelrecht zum Fanal. Das Kein-Denkmal repräsentiert nämlich vielleicht am besten den Zustand der Deutschen Einheit und den Blick der Bürger auf dieselbe. Ein unsichtbares Kainsmal für die Sünden im Vereinigungsprozeß und als Schutz vor weiterem Unheil sozusagen und damit ein Mahnmal im besten Sinne, welches obendrein nicht (ver)stört! Da kann der Michel nicht meckern.

Während es aber für die „Wippe“ nach meiner festen Überzeugung traurig ist, wohl nicht verwirklicht – die Bedenkenträger haben bei uns nun einmal die Oberhand – zu werden, sollten wir uns hinsichtlich der beiden anderen eher darüber freuen.

Balkenhols „Kniefall“, bei dem man nicht weiß, ob es sich um einen enttäuschten Stasi-Verhöroffizier aus Ost- oder um einen überwältigten Versicherungsvertreter aus West-Berlin handelt, gibt so gar nichts von dem zumindest damals euphorisierenden Ereignis wieder.

Und die vollkommen emotionslose Bushofüberdachung für Buchstabensuppenliebhaber von Meck überfordert die meisten Deutschen und vor allem unsere rechtschreibschwächer werdende Jugend. Außerdem werden viele, die im Regen stehen, sich vom Dach eher verhöhnt als beschützt fühlen.

Die Einheit verlangt weder Buße noch braucht sie Schutz. Sie ist ein dynamischer Prozeß, der sich in der rauen Wirklichkeit zurechtfinden muß, und erfordert eine ebensolche Symbolik.

Aber nachdem Maak die „Wippe“ nach allen Regeln der feuilletonistischen Kunst und zur Sicherheit obendrein verleumderisch niedergeschrieben hat, läßt Andreas Kilb in der heutigen FAZ auf dieser verbrannten Erde den Meckschen Entwurf, den er mit der Überschrift „Unterm Flachdach von Deutschland träumen“ im Jahre 2010 in derselben Zeitung noch eher lächerlich gemacht hat, hochleben als die auf dem Tisch liegende und damit sofort umsetzbare Lösung. Ein Hurra für einen faulen Kompromiß! Eben ein humorloser Langweiler!

Was ist letztlich schief gelaufen? Anders als beim Holocaust-Denkmal, das naturgemäß eine schwere (Kopf-)Geburt war aber möglicherweise gerade deshalb so tiefgründig gelungen ist, hätte ein Denkmal zur Einheit im Überschwang der Gefühle kurz nach der Wende entstehen sollen. Große Symbolgeschenke werden doch auch am Anfang einer Beziehung gemacht und nicht wenn die Liebe schon Alltag geworden oder gar erkaltet ist; kommen sie dann, ist nämlich eher Argwohn angebracht.

Deshalb braucht es in dieser verkorksten Situation keinen faulen Kompromiß, sondern einen neuen Anfang. Davon ausgehend, daß die Einheit bleibt, drängt uns doch nichts und niemand. Warten wir, bis das Lachen und die Kurzweil wieder zurückgekehrt sein werden, und nutzen dann die Gunst der Stunde!

Also, die alten Pläne zerreißen und auf ein Neues! Die Wippe kann man ja getrost im Hinterkopf behalten!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Eine Bildergalerie zu den damaligen Wettbewerbsentwürfen findet sich zur schnellen Veranschaulichung übrigens unter folgendem Link:

          http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wettbewerb_zum_Einheitsdenkmal_in_Berlin_1321391.html?bild=2

 

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wolfsgeheul.eu vom 23.08.2015

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In Deutschland gibt es aber auch Korinthenkacker und Miesmacher!

Das Einheits-Denkmal, welches durch Beschluß des Bundestages aus dem Jahre 2007 gebaut werden soll, hatte ich schon fast wieder vergessen. Jetzt beglückt uns ein Niklas Maak auf der ersten Seite der Samstags-FAZ mit einem großen Artikel hierzu und bringt es in Erinnerung. Wer einmal so etwas richtig jämmerlich Mieses lesen möchte, tue sich die Lektüre an.

Aus der Ausschreibung im Jahre 2008 ging der Entwurf(Photo s. “ http://cdn1.stuttgarter-zeitung.de/media.media.b69c0bc1-84f6-401f-98ba-feeca9134347.normalized.jpeg „) von Milla und Partner und Sasha Waltz hervor. Ein rund 55 langes Bananenschiff, das einer Wippe gleich sich an jedem Ende um drei Meter senken respektive heben kann, wenn nur genug Besucher sich in Einheit auf die eine oder andere Seite begeben. Kinetische Kunst zum Anfassen und Begehen, eine Selbsterfahrungsmaschine für Jung und Alt. Großartig! Man darf gespannt sein, wie es sich, wenn es fertig ist, ansieht und -fühlt.

Jetzt aber kommt das feuilletonistische Fallbeil des Herrn Maak! Ein “ Denkmal………für die Bizarrheiten deutscher Kulturbürokratie“ „in seinem kirchentagshaften Antiindividualismus“, welches „wie ein Witz auf Kosten der Demonstranten von 1989 wirken“ könne – „Was passiert, wenn in Deutschland zu viele Leute in eine Richtung marschieren? Es geht bergab!“(ein tolles Späßchen, das die ganze Bandbreite verkniffenen und gering ausgeprägten Humors und tumber Wessiarroganz offenbart) – und – jetzt wird es bösartig und blöd – „Erinnerungen an die Feuerschalen auf dem Nürnberger Reichstagsgelände wachrufen“ können soll.

Lieber Herr Maak, ihre Meinung in Ehren, aber die beiden berühmten Feuerschalen  auf den Ecktürmen der Zeppelintribüne waren rund und standen auf einem vierfüßigen Untergestell(s. https://bauzeugen.files.wordpress.com/2015/04/img_9401.jpg). Der Wahrig führt aus, daß der Begriff „Feuilletonist“ auch abschätzig für „oberflächl. unwissenschaftl. arbeitender Schriftsteller“ steht. Auch wenn ich ab und an im Glashaus sitzen mag, in Bezug auf Maak ist die Beschreibung hier vollkommen korrekt. Man muß das Denkmal nicht mögen, aber es mit falschen Vergleichen in die Nähe Speerscher Naziarchitektur zu bringen, ist niederträchtig.

Und jetzt wiehert noch der Amtsschimmel! Irgendwann wurde die Frage aufgeworfen, ob das Denkmal denn barrierefrei sei. Nach den ersten Plänen wohl nicht. Also wurde richtigerweise eine Rampe eingeplant, die es auch Rollstuhlfahrern erlaubt, bis zum Eingang der Wippe zu gelangen. Dort allerdings wird eine Markierung angebracht werden, die den Rolli-Fahrer warnt, daß das Wippengeläuf für ihn eventuell Schwierigkeiten aufweise. Mehr kann und muß nicht getan werden. Rollstuhlfahrer, die qua Alter oder Gebrechlichkeit bzw. Grad der Behinderung sich ein, grundsätzlich mögliches, Befahren nicht zutrauen, werden vielleicht gut beraten sein, den Wippeffekt nicht im Rollstuhl mitauszuprobieren. Angesichts der sonstig leider schon hinzunehmenden Einschränkungen dürfte das verschmerzbar sein oder sie finden, wenn der Wunsch größer ist, sicherlich jederzeit jemanden, der sie Huckepack in den Genuß bringt. Und die anderen werden den gleichen Spaß wie die Fußgänger haben, und, wer weiß, Rolli-Basketballer tragen demnächst kleine Spontanturniere dort aus!?

Aber da kann der Herr Feuilletonist noch einen draufsetzen. Er malt die Einweihungszeremonieszene und visioniert die Prominenz auf dem Wackelschiff „während der Finanzminister Wolfgang Schäuble unten an der Markierung parken muß“. Also, lieber Maak, Schäuble-Witze sollten sie tunlichst die machen lassen, die es können, z. B. die Autoren der Titanic. Und grundsätzlich möchten Sie einmal bedenken, daß ein Minister mit Höhenangst den Aussichtsturm auch unten einweihen muß und den feierlichen Erstaufstieg den unerschrockeneren Honoratioren überlassen wird.

Und als wäre der falsche Nazi-Vergleich noch nicht schlimm und peinlich genug, kommt Maak zum Ende des Artikels weiter in (Irr-)Fahrt und versteigt sich, von der eigenen Schreiberei mutmaßlich berauscht, das Denkmal aufgrund der Aktualität in die „unglückliche formale Nähe zu einem kippenden Flüchtlingsboot“ zu rücken. Pfui! Man wünscht ihm eine Freifahrt auf einer dieser Nußschalen im Mittelmeer, Kentern inbegriffen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

 

 

 

 

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