wolfsgeheul.eu vom 16.10.2015

0
0

Deutschland hat kein liberales und freiheitliches Gewissen mehr!

Deshalb möchte ich angesichts der vielen unspektakulären, nichtssagenden und überflüssigen Gedenktage den 16. Oktober zum „Tag der Wehmut“ erklären. Das wäre ein Stolperstein, der es verdiente, jährlich gerammt zu werden, um immer wieder neu zur Besinnung zu kommen.

Heute nämlich hat der Deutsche Bundestag im Windschatten der veränderten Asylgesetzgebung, also fast unbemerkt und quasi im Handstreich, mit Mehrheit ein neues Vorratsdatenspeicherungsgesetz verabschiedet, von dessen Passieren des Bundesrates mit ziemlicher Sicherheit ausgegangen werden muß, bis es hoffentlich von den Gerichten wieder kassiert werden wird. Bis dahin wird es Geltung entfalten. Ein erneuter Schlag gegen unsere freiheitlichen Grundwerte, zu dem fröhlich die ehemalige Volkspartei SPD und die Noch-Volkspartei CDU ausholen, ohne Not, ohne Grund und ohne gute Argumente für die Notwendig-, geschweige denn Wirksamkeit!.

Das wäre mit einer funktionierenden FDP alter Prägung und Güte mit großer Sicherheit nicht gelungen.

Nur, wo ist die alte, intellektuelle, gute, sinn- und wirkungsvolle FDP!? Weg! Die Hoffnung, daß sie zurückkommt, stirbt zwar zuletzt, aber berechtigt ist sie leider wenig.

Und was macht einer der letzten Intellektuellen der FDP, der noch nicht aus der Schnabeltasse trinkt? Der geschätzte Dr. Guido Westerwelle ist krank und heilt hoffentlich ein fieses Krebsleiden aus. Dafür persönlich alles erdenklich Gute! Aber – er scheint glücklicherweise auf dem Wege der Besserung – statt ein Buch zu „Wie ich die FDP durch ungesundes Wachstum – einem Krebs gleich – zerstört habe“, Untertitel „-ohne es zu wollen-„, zu schreiben, erscheint ein Buch über seine Erkrankung. Bei allem Respekt vor dem persönlichen Leid: Das ist vollkommen uninteressant, ist es doch ein Schicksal, das bedauerlicherweise täglich tausende Namenlose ebenfalls ereilt. Aber ein Plädoyer für eine FDP alter Schule kann doch nur jemand schreiben, der noch in ihr groß geworden ist und sie durchaus auch heute noch zu vertreten vermag. Da wurde ein Haufen Energie verschwendet für eine allgemein wenig außergewöhnliche Sache. Dieselbe Energie hätte aber vermutlich gereicht, um eine Schrift zu verfassen, die den Menschen klar macht, wo wir enden, wenn die Liberalität und der Drang nach Freiheit auf dem Mehrheitsaltar des Pragmatismus und der deutschen Spießigkeit geopfert werden.

Lieber Guido Westerwelle, werden sie wieder ganz gesund und schreiben sie mit ihrer immer noch vorhandenen Popularität ein solches Buch. Vielleicht läßt sich noch etwas retten!?

Und den „Tag der Wehmut“ können wir sofort wieder abschaffen, wenn die Vorratsdatenspeicherung gekippt sein und eine kleine, feine und trotzdem wirkmächtige und wichtige freie demokratische Partei Auferstehung gefeiert haben wird. Obwohl, was ist mit den vielen anderen Werten, die inzwischen den Bach hinuntergegangen sind? Nein, der Feiertag bliebe so oder so sinnvoll!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

0
0

wolfsgeheul.eu vom 06.05.2015

0
0

Der Wahlkampf im Stadtstaat Bremen findet weitestgehend unter Ausschluß der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit statt. Gleichwohl läßt er, ob zweier skurriler Blüten, die er treibt, aufhorchen.

Die Spitzenkanditatin der CDU für die Bremer Bürgerschaft heißt Elisabeth Motschmann. Sie ist Bundestagsabgeordnete, Jahrgang 52 – also eigentlich auch zu alt -, eine geborene Baronesse von Düsterlohe mit Kindern und Enkelkindern zusammen mit ihrem Ehemann, einem evangelischen Theologen. In einem heutigen Artikel der FAZ wird sie übrigens auch als Theologin bezeichnet, obwohl sie selbst in allen verfügbaren Lebensläufen nur drei Jahre Studium  und keinen konkreten Abschluß – nach sechs Semestern auch eher unwahrscheinlich – angibt, was beiläufig zeigt, wie schnell man, auch ohne zu plagiieren, Akademiker werden kann, was aber ein anderes Thema ist. Bisher war sie von ihrem äußeren Erscheinungsbild – wie meine Tochter sagen würde – eine klassische „Perlen-Paula“ altersgerecht mit Tüchlein, Janker und Kostümchen. Im Wahlkampf nun tritt diese CDU-Omi auf wie eine Autonome mit Kapuzen-Sweatshirt, jeansartiger enger Hose und grellfarbenen Turnschuhen(s. Bild auf Seite 4 der heutigen FAZ). Als wäre das noch nicht verstörend genug, ziert das Shirt vorne ihr altes, etwas stilisiertes Janker-Brustbild mutmaßlich in schwarzweiß und hinten die Aufschrift „#motschimachts“. Ja, was heißt das denn!? Kündigt Frau Motschmann damit einen baldigen Anschlag auf die neue EZB-Zentrale in Frankfurt an? Oder verkörpert der Schriftzug lediglich die Einlösung einer Spaßwette mit ihren Kindern, die gewettet hatten „Diese Peinlichkeit traust Du dich niemals, Mutti!“? Und was soll der ältere Wähler davon halten? Der könnte die mysteriöse Aufschrift mit dem krytischen Zeichen vielleicht sogar für einen Aufruf halten, Frau Motschmann zu Brei – man muß es nur bayerisch lesen – zu schlagen oder sie sogar an der nächsten Laterne aufzuknüpfen. Und die Jungen fühlen sich wahrscheinlich von solch verlogenem Mummenschanz nur verhöhnt. Kompetenz für die Berechtigung zum Einzug in das hanseatische Parlament jedenfalls wird aber wohl hinter dieser lächerlichen Maskerade niemand vermuten. Wenn Authentizität noch etwas zählt in unserer Gesellschaft, liegt man sicher nicht falsch, wenn man der CDU – die es in der SPD-Hochburg doch ohnehin schwer hat, wenn man es nicht als aussichtslos ansieht – eine krachende Niederlage voraussagt. Vielleicht will Frau Motschmann uns aber auch nur zeigen, daß das ganze eh sinnlos ist, weshalb man es auch nicht ernst zu nehmen braucht, was schlicht eine Respektlosigkeit und Unverschämtheit wäre. Und ganz nebenbei: Vor Jahren hat Frau Motschmann – die geborene Feministin, so wie es bei CDU-Damen Tradition ist – gefordert, endlich weibliche Teilnehmer zur altehrwürdigen jährlichen Schaffermahlzeit zuzulassen. Da rufe ich ihr zu: „So kommste da nie rein, Mädchen!“ Aber das weiß sie auch und würde im Falle des Falles sofort ihr altes, eingemottetes Outfit aus dem Schrank holen. Was für ein verlogener Dreck!

Die FDP macht es kaum besser. Grundsätzlich ist die Kandidatin Lencke Steiner nicht zu beanstanden. In Bremen in einer Kaufmannsfamilie zur Welt gekommen, jung, studiert, propper und auf dem Weg in die Übernahme des mittelständischen elterlichen Unternehmens. Das paßt doch! Und da kommt ihre Partei auf das idiotische, vollkommen inhaltsleere und zu allem Überfluß nicht hochsprachliche Motto „Bremen rocken“ respektive mit dem unvermeidbaren Hashtag „#dasdingrocken“. Diese mutmaßlich sehr konservativ großgewordene junge Dame mit nämlichem Äußeren jedenfalls vermutet man dahinter genausowenig wie Wirtschaftskompetenz und intellektuelle Liberalität. Hat denn Frau Steiner keinen eigenen Willen und nicht die Kraft, dem Wahlkampf mit ihr als Spitzenkandidatin einen eigenen, bodenständigen, traditionsbewußten, glaubwürdigen und inhaltlichen Stempel aufzudrücken!? Und, lieber Herr Lindner, so schafft man ein solides, seriöses und wünschenswertes Wiedererstarken der alten FDP – die Betonung liegt auf „alten“ – nicht, selbst wenn, wie man in Hamburg an Frau Suding gesehen hat, es für ein kurzfristiges Zwischenhoch reichen sollte. Eine vertane Chance!

Die Frage, die sich letztlich stellt, ist die, ob die Parteien sich nur ihren geistig schwachen Wählern anpassen oder selbst inzwischen auf diesem Niveau angelangt sind?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

0
0