Wie war noch einmal die Nachricht am letzten Freitag aus dem nahen Vorgebirge? In Bornheim gehen Flüchtlinge nicht mehr baden? Nein! In Bornheim dürfen zur Vermeidung sexueller Belästigungen weiblicher Badegäste männliche Flüchtlinge solange nicht mehr ins Hallenbad, bis sie verstanden haben, daß die dortigen Nixen kein Freiwild sind? Ja, so in etwa war es.
Die sogenannte Flüchtlingskrise treibt immer neue Blüten und macht es einem schwer, sofort mit einem klaren Judiz darauf zu reagieren. Im ersten Moment dachte ich nämlich, daß diese Entscheidung doch ganz vernünftig klingt, weil sie den pädagogischen Ansatz verfolgt, über temporäre Verbote zu einer übergeordneten Einsicht zu gelangen. Auf der anderen Seite waren öffentliche Bäder wegen ihrer naturgemäß leichtbekleideten Besucher für junge Menschen immer schon Horte vorsexuellen Amüsements und Anbahnungsstätten für Interaktion zwischen den Geschlechtern, bei denen die Grenze zwischen hormongesteuerter, erlaubter Neckerei und sexueller Belästigung fließend ist. Warum sollten junge Flüchtlinge diesbezüglich anders sein!? Individuelle Hausverbote statt Sippenhaft sind deshalb wohl die angemessenere und richtigere Lösung. Später stellte sich mir aber die Frage, warum Flüchtlinge überhaupt ins Hallenbad gehen respektive gehen können. Ein Tagesticket im hochmodernen „HallenFreizeitbad“ mit Warmbecken außen, Sauna-und Fitnesslandschaft und Gastronomie in Bornheim kostet 6,00 Euro, für zwei Stunden sind 4,50 Euro fällig. Sodann weiß man, daß bei solchen Freizeitvergnügen es für die meisten selten beim Eintrittsgeld allein bleibt, weil die Zeit außerhalb des Schwimmens gefüllt gehört und deshalb, weil man nichts mit hineinnehmen darf, zum Beispiel noch Snacks und Getränke erworben werden (müssen). So ein Schwimmbadbesuch – sieht man einmal von den rein sportlich oder therapeutisch motivierten Nutzern ab – ist also, auch wenn die Grundtaxe noch so subventioniert sein mag, immer eine Form von Luxus, den man sich leistet und/oder leisten können will und muß. Und junge Familien, die nicht auf Rosen gebettet sind, dürften ähnlich wie bei der städtischen Kirmes es sich dreimal überlegen, ob und wann sie sich ein solches Vergnügen gönnen. Ein Spaziergang im Wald oder im Park mit Abstecher zum Spielplatz ist genauso spaßig, gesund und -entscheidender Vorteil – gratis. Aber vorliegend reden wir im übrigen gar nicht über Familien, bei denen aus Sicht des übergeordneten Kindeswohles manche Beurteilung eventuell sogar anders ausfallen kann und mag, sondern mutmaßlich mehrheitlich über alleinstehende junge Männer, die hier auf Anerkennung als Asylanten und Kriegsflüchtlinge warten. Denen gewähren wir bis zur Entscheidung gerne einen trockenen und warmen Schlafplatz und Verpflegung. Aber sind wir auch für deren Luxusbedürfnisse zuständig?
Hierüber kann man nun trefflich streiten, und es gibt sicherlich für jede Meinung gute Argumente. Wenn man aber die Nachricht hinter der Nachricht nicht wahrnimmt, kommt man zu den weitergehenden und -führenden Fragen erst gar nicht. Heute kann man übrigens schon online lesen, daß die Verantwortlichen in Bornheim bereits zurückrudern. Entweder gibt es keine fundierten Entscheidungen mehr oder es mangelt zunehmend an Durchhaltevermögen, wohlabgewogenene Entscheidungen auch gegen alle Widerstände zu verteidigen. Das Verbot in Bornheim war nun eher eine Furzidee. Sie öffnete auch weiterer, nicht gewollter, idiotischer oder gar rassistischer Differenzierung Tür und Tor. Oder will jemand ernsthaft erwägen, zum Beispiel auch den „Arier-Nacktbadetag“ oder einen „Burka-Badetag“ einzurichten!?
Sehen wir es positiv! Man hat einmal darüber nachgedacht.
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf
P. S.: Jetzt freue ich mich erst einmal auf Dienstag. Erneut lockt mich die Stadt Mönchengladbach, ihr einen journalistischen Kulturbesuch – Restkarten gibt es meines Wissens noch – abzustatten. Beeindruckenderweise spielt dort nämlich die glamouröse Jungpianistin, Khatia Buniatishvili, mit dem späten Klavierkonzert KV 466 auf. Ich bin sehr gespannt auf die Qualität ihres Spiels und freue mich so oder so auf den optischen Genuß. Bericht folgt!