wolfsgeheul.eu vom 19.04.2017

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„Daran erkenn‘ ich meine Pappenheimer.“.

So läßt es Schiller im dritten Teil seines Dramas Wallenstein sagen. Ja, woran denn?

Wer in seinem Studium der Rechtswissenschaften auch etwas über den Tellerrand geschaut hat, kennt den Namen Cesare Lombroso, der im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts mit Studien auf sich aufmerksam gemacht hat, die versuchten, den Nachweis anzutreten, daß es eine Korrelation zwischen dem Aussehen eines Menschen und seinem kriminellen Potential gibt. Dabei kaprizierte er sich hauptsächlich auf die Physiognomie und behauptete, daß bestimmte Schädelformen und/oder Gesichtsmerkmale wie zusammengewachsene Augenbrauen auf einen Kriminellen hindeuten. Diese sehr umstrittene, heute überwiegend abgelehnte Theorie wurde – wen wundert es!? – zum Beispiel maßgeblich von Nazis adaptiert und für deren teuflisches Tun mißbraucht.

In realiter müssen wir uns aber wohl damit abfinden, daß sich hinter jedem, also auch hinter dem lieblichen oder gutmütigen, Gesicht die Fratze des Bösen verbergen kann.

Dies eingedenk verwundert es schon, daß das „Imperial War Museum“ in London jetzt nachkolorierte Photographien des Feldpredigers Charles Parsons, die dieser nach der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen von dortigen Aufseherinnen, die sich besonders grausam verhalten haben und danach zum Tode oder zu langen Haftstrafen verurteilt wurden, im Rahmen der erkennungsdienstlichen Behandlung geschossen hat, ausstellt. Die Bilder als Teil eines Bild-Artikels können unter folgendem Link betrachtet werden:

http://www.bild.de/news/ausland/konzentrationslager/nazi-aufseherinnen-bergen-belsen-51314192.bild.html

Und der mutmaßlich gewollte Effekt tritt sofort ein. Was für furchtbare Frauen sind auf diesen Porträts abgebildet! Denen traut man auch ohne die Detailinformationen in der Bildunterschrift alles zu.

Doch keiner scheint die Umstände zu bedenken, in denen die Frauen sich der Linse des Photographen stellen mußten. Alle den eigenen Tod vor Augen! Und ist es ausgeschlossen, daß die verbitterten Minen neben Angst auch Scham und eventuell sogar Reue ausdrücken!? Und was wäre, wenn sie statt KZ-Aufseherinnen allesamt Frauen zeigten, denen sich Krankheits- und Todeserfahrungen im engsten Familienkreise in ihre verhärmten Antlitze eingraviert haben!?

Wir wissen es nicht und werden es niemehr erfahren. Zwar waren einige sicherlich von ihrer Natur her brutal und sadistisch veranlagt und haben ihre niederen Triebe mit Freude ausgelebt. Andere aber hat gegebenenfalls auch das System zu dem gemacht, was sie dann geworden sind. So wage ich die Behauptung, daß, stellte man den erkennungsdienstlichen Photos private aus der Teenagerzeit der Weiber, die später zu Hyänen wurden, gegenüber, die meisten der jungen Frauen nicht erkennen lassen würden, welche dunkle Seite in Zukunft in ihnen die Oberhand gewinnen würde. Aber selbst mit dieser Modifikation und Ergänzung hielte ich die Ausstellung für unverantwortlich.

Denn jedenfalls dürfte klar sein, daß der Blick in ihre Gesichter außer der Bestätigung von Vorurteilen aufgrund der gleichzeitig mitgelieferten Daten letztlich keinerlei Erkenntnisgewinn bringt. Ja, das Projekt ist sogar unwissenschaftlich und gefährlich, weil es den Betrachter in seiner falschen Ansicht bestärkt, er könne seine Pappenheimer regelmäßig erkennen.

Wie formuliert es der Schillerkonkurrent Goethe!? „Es irrt der Mensch, solang er strebt.“

Den Dank der grausamen Damen begehre ich allerdings nicht.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

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wolfsgeheul.eu vom 03.07.2015

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Für die heißen Themen ist es irgendwie zu warm, wenn zwischen normaltemperiert und kochend nur noch eine geringe Lücke klafft. Man spürt den Unterschied kaum. Stattdessen schweifen die Gedanken ab und stellen eher zufällig fest, daß Wörter wie Lenkwaffen, Lepra, Libor, Leutheuser, Lutheraner, Leverkusen etc. alle mit „L“ anfangen. Gibt es etwa einen Zusammenhang zwischen diesem Buchstaben und dem Unerträglichen und Furchtbaren, das sich hinter dem jeweiligen Wort verbirgt?  Und wie sieht es bei Helene, Gelbfieber, Mindestlohn, Merkel etc. aus? Kommt es auf die Stellung im Wort an? Ist der Chinese vielleicht besonders böse, weil er auch noch das „R“ zum „L“ umlautet? Oder ist das „L“ eventuell doch harmlos oder sogar gut, weil es sich auch in Liebe, Lust, Leidenschaft, liberal, kollegial, Igel, Elephant, Katholik etc. finden läßt?

Lassen wir uns nicht täuschen. An sehr vielen Vermutungen ist etwas Wahres dran.

Dazu ein Gedicht!

 

Das böse „L

von Wolf M. Meyer

 

Nicht alles, was sich reimt,

läßt sich auch zusammenreimen.

Bei all‘ dem fürchterlichen Schwitzen

hilft noch nicht ‚mal ruhig sitzen,

das Wasser läuft auch so in alle Ritzen.

Ach, mein Gott, was soll das Kritzeln,

welches aus der Reihe tanzt?

Vielleicht hieß‘ es besser schwotzen,

um mit neuem Wort zu protzen.

Der Leser fänd‘ es wohl zum Kotzen

und begänne gar zu frotzeln.

Nein, schon wieder paßt er nicht,

das „L“ ist es, was Reime bricht.

 

Wenn mir da im Hitzedelirium nicht ein Beweis gelungen ist!? Offenbar ein weitaus ernsteres Problem, als bisher gedacht! Nicht nur Wörter, sondern auch einzelne Buchstaben können hinterhältig und gefährlich sein und infizieren möglicherweise das ganze Wort. Von Harald Schmidt kennen wir ja bereits das gute „A“. Vielleicht wurde dort auf halbem Wege mit den Betrachtungen geendet. Sobald es wieder kühler sein wird, sollte ich das Thema vertiefen! Bis dahin gilt: Cave „L„!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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