„Ich wär‘ so gerne Millionär….“ singen die Ex-Thomaner der Gruppe „Die Prinzen“!
Nun müßte ich lügen, wenn ich behauptete, Geld sei mir vollkommen schnuppe. Es geht leider nicht ohne, und manchmal kommt mir schon der Gedanke, wie es wohl wäre, hätte man mehr als ausreichend davon. Aber irgendwie ist es mir auch zu profan, und dem Irrglauben, ich sei dann aller Sorgen ledig, unterliege ich nicht. Glück und Geld müssen nicht zwangsläufig einhergehen. Außerdem fehlt mir augenscheinlich nahezu gänzlich ein angeblich natürlicher Reflex, den der gerade verstorbene Philosoph René Girard wohl in seiner Theorie der Mimesis beschrieben hat. Die FAZ zitiert ihn in ihrem Nachruf am vergangenen Freitag wie folgt: „Sieht nämlich ein Mensch, wie einer seiner Gleichartigen die Hand nach einem Gegenstand ausstreckt, ist er sogleich versucht, dessen Gestus nachzuahmen.“ Nein, da schlage ich aus der Art! Man muß doch auch „jönne könne“, wie der Rheinländer sagt. Betrifft dieses Defizit nur mich? Oder sind vielleicht alle Rheinländer anders, im Sinne Girards also gar nicht „gleichartig“, sondern eher im Primatenstatus steckengeblieben? Liegt da eventuell sogar die Erklärung für den rheinischen Karneval, der übrigens morgen wieder beginnt? Das wäre eine tiefergehende Untersuchung wert.
Auch für mich gibt es aber Momente – es besteht also noch Hoffnung, daß ich doch relativ normal bin -, in denen es mich durchzuckt. Heute zum Beispiel! Da schreckt mich eine Meldung auf, daß bei Christie’s in New York ein Akt von Modigliani, Titel „Nu couché“, für rund 160 Millionen Euro an einen anonymen Bieter versteigert worden ist. Was für ein Bild! Zum niederknien! Da möchte man schon auch die Hand danach ausstrecken, wenngleich ich ehrlicherweise eingestehen muß, daß ich ohnehin nicht bis zum Schluß hätte mitbieten können. Girard hat also doch recht! Und ein Platz an meiner Wand hätte sich sicherlich finden lassen. Jetzt bleibt mir nur, darauf zu hoffen, daß der Erwerber, wenn er es erwartungsgemäß nicht als Dauerleihgabe an ein Museum geben wird, mich einmal zu sich nach Hause einlädt. Das würde mir schon reichen. Und die Hoffnung stirbt zuletzt. Ansonsten gönne ich es ihm.
„Ich wär‘ so gerne Milliardär….“! Dann setzte ich nämlich alles daran, dem neuen Besitzer den Akt abzukaufen. Aber erst im höheren Alter! Bis dahin jedoch würde ich meine Hand austrecken und es mit schönen Nackten aus Fleisch und Blut, die auch von anderen, aber erfolglos begehrt werden, so richtig krachen lassen.
Ach, Quatsch! „Ich bin recht gerne, wie ich bin….“!
Gute Nacht! Und: Helau und Alaaf!
Ihr/Euer Wolf