wolfsgeheul.eu vom 28.04.2016

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Eine Gesellschaft ist umso freier, je weniger sie verbietet.

Aber nicht alles, was sie nicht mit einem Verbot versieht, sollte auch getan werden, und einiges sollte sich unabhängig davon, ob es erlaubt ist oder nicht, qua Ästhetik und guter Erziehung von allein verbieten. Eine Idealvorstellung, die aber leider von der Realität regelmäßig über den Haufen geworfen wird.

In meiner Kolumne vom 17.05.2015 hatte ich bereits das öffentliche Trinken und Essen kritisiert. Offenbar ein Kampf gegen Windmühlen! Jetzt hat die Berliner Wirtschaftssenatorin, Cornelia Yzer(CDU) – den Namen habe ich noch nie vorher gehört – angesichts der – übrigens nicht nur in Berlin – in bestimmten Bezirken ausufernden oder auszuufern drohenden Problematik dem öffentlichen Alkoholkonsum den Kampf angesagt und als ultima ratio sogar ein Verbot ins Auge gefaßt. Der Aufschrei ist groß in der angeblich so freiheitsliebenden Bundeshauptstadt, und man fürchtet kollektiv insbesondere um das so beliebte wie berühmt-berüchtigte Wegbier. Letzteres habe ich nie verstanden und maximal bei Jugendlichen und Menschen unterer Schichten, sprich bei Proleten verortet. Der Blick in unsere Straßen und auf unsere Plätze zeigt aber ein neues Bild. Hinz und Kunz begegnen einem dort zu jeder Tag- und Nachtzeit mit der Bierflasche in der Hand. Was für eine Unart, vor allem wenn der Konsum im Gehen erfolgt. Aber auch in Bussen, U- und Straßen-Bahnen fehlt mir jedwedes Verständnis.  Wo bleibt da auch der Genuß!? Steht oder sitzt man zusammen, stellt sich die Sache schon anders dar; das gilt auch auf längeren Fahrten mit der Eisenbahn. Wollte man das alles verbieten, müßte man konsequenterweise auch das gepflegte Picknick mit alkoholischen Getränken in Park, Wald und Flur und letztlich jede Straßenbewirtung und jeden Biergarten untersagen.

Aber was spricht dagegen, das Saufen in Bewegung und in Nahverkehrsmitteln zu verbieten. Für diese Gepflogenheit gibt es meines Erachtens keinen guten und akzeptablen Grund. Natürlich – dabei fasse ich mir an die eigene Nase – sollte das eigentlich auch für das Rauchen im Gehen gelten. Da das mit dem Verbieten aber bedenklich und kaum ausreichend zu überwachen ist, wäre es doch schön, schafften wir es im Rahmen der Erziehung von Kindern und Jugendlichen, diesen eine ästhetische Kategorie zu vermitteln und zu verinnerlichen, die sich selbst Grenzen des Machbaren verordnet, und die sie dazu bringt, Dinge, die genauso unschön wie unnötig sind, von alleine zu unterlassen. Dann bräuchte es nicht die Erwägung eines Verbotes, und jeder könnte seinen Bedürfnissen und Lüsten, dort wo es nicht stört, trotzdem fröhnen. Als es noch für Frauen als unschicklich galt, in der Öffentlichkeit zu rauchen, hat das doch auch ohne ausdrückliche Untersagung funktioniert! Und die Erwachsenen müssen natürlich mit gutem Beispiel vorangehen, wenn es gelingen soll.

Es geht um das Einpflanzen einer stolzen und würdigen Haltung in die Mehrheit der Gesellschaft. Das stünde uns in jeder Hinsicht – also auch in anderen Bereichen – gut zu Gesicht, wollen wir nicht verrohen. Aber, will das überhaupt noch jemand ernsthaft verhindern? Frau Yzer will es offenbar. Dafür gebührt ihr Dank!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 08.06.2015

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Warum interessiert mich eigentlich der G7-Gipfel recht wenig? Die Beschlüsse klingen in meinen Ohren eher beliebig, nach reiner Symbolik und haben zum Teil Zeitschienen einer Länge – Beispiel „Entkarbonisierung“ in rund 85 Jahren -, die mir angesichts der angeblich akuten Klimaschädlichkeit doch gelinde gesagt leicht großzügig erscheint. Wahrscheinlich überwiegen das Gruppenerlebnis der Protagonisten und deren kindliche Freude, den bösen Putin dieses Mal nicht mitspielen zu lassen, die Ergebnisse. Selbst die Demonstranten scheinen müde. Ob die Kosten, die ich im übrigen nicht grundsätzlich kritisiere, gut angelegtes Geld sind, mag also bezweifelt werden.

Ebenso traurig, aber spektakulärer sieht da schon das OB-Wahl-Ergebnis in Dresden aus. Daß der farblose Ulbig von der CDU verloren hat, verwundert wenig, daß aber die an Dümmlichkeit kaum zu überbietende Pegida-Kandidatin 9,6% erreicht und zusätzlich der mir unbekannte AfD-Kandidat 4,8% beweist bedauerlicherweise, daß der Dresdner seine offenbar auf die Denkfähigkeit schlagende Hinterweltlerkrankheit noch nicht überwunden hat. Vielleicht sollten sich die Machthaber noch einmal bei einer guten Flasche Seußlitzer Traminer zusammensetzen und beraten, was da schief läuft und wie man gegensteuern kann. Auswechseln läßt sich das Wahlvolk ja (leider) nicht.

Als Zyniker darf ich mir ein anderes Thema aber nicht entgehen lassen. Letzte Woche ist kurz nach Köln auch in Aachen ein Möbellager der Firma Poco in Flammen aufgegangen. Eine heimtückische und brandgefährliche Tat, die zu Recht sehr hart bestraft gehört. Nun könnte man sich aber auch auf den Standpunkt stellen, daß das für Unternehmen, die maßgeblich billigen Schund anbieten und ihr Geschäft obendrein mutmaßlich nicht unwesentlich mit finanzschwachen Mitmenschen abwickeln, die alles mehr bräuchten als der Nachhaltigkeit nicht förderliche, weil schwerlich besonders haltbare, kurzen Modezyklen, was weitere Begehrlichkeiten bei den Stillosen weckt, folgende Möbel, fast so etwas wie eine gerechte Strafe darstellt. Und so sollte vielleicht den oder die Täter neben Gefängnis die Verleihung eines Ästhetik-Ordens erwarten, was eventuell sogar die Aussagebereitschaft des angeblich bisher schweigenden Verdächtigen zu erhöhen vermöchte. Gleichwohl wird aller Zerstörung zum Trotze, der Tsunami der Geschmacklosigkeiten, mit dem sich Milliarden umsetzen und Millionen verdienen lassen, damit leider in keinster Weise aufgehalten. Wir sind ein freies Land. Wann entdeckt das auch der Bürger? Und wo sind die Bestrebungen, Menschen mit einem soliden Wertekanon ausstatten, der sie immun macht gegen solche Produkte und bei Kaufentscheidungen an ihre und die Zukunft ihrer Nachkommen denken läßt? Machen wir das Licht aus.

Gute Nacht, Poco! Schlafe gerne unruhig und bitte lang.

Ihr/Euer Wolf

 

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