wolfsgeheul.eu vom 30.12.2016

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„I survived 2016“

postete bereits heute jemand mutig auf Facebook.

Mein sächsischer Hausarzt pflegte in solchen Fällen nüchtern-lakonisch zu fragen:

„Woher wissen Sie das?“.

Recht hat er! Denn, selbst wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, daß der Post tatsächlich übermorgen noch seine Richtigkeit haben wird, sicher kann man sich diesbezüglich niemals sein. Und komischerweise veröffentlicht zum Beispiel auch keiner stolz im sozialen Netzwerk: „Morgen früh wird mein Auto anspringen.“. Offenbar gehen also fast alle morgens zweifelnd zur Garage, wovon die meisten jedoch keinen Zweifel daran haben, daß sie dort morgen hingehen werden. Vertrauen wir demnach unseren vergleichsweise einfachen technischen Geräten weniger als unserem hochkomplexen menschlichen Körper, dessen Funktionsweise wir zwar mehr oder minder zu verstehen glauben, von dem wir aber noch längst nicht alles wissen, so daß es immer wieder nicht an ein Wunder grenzt, sondern ein solches darstellt, zu sehen, daß seine Funktion – egal, was wir ihm auch zumuten – in erstaunlicher Zuverlässigkeit überwiegend gewährleistet ist. Das scheint übermütig, was im Gegensatz zu zuversichtlich immer dumm ist,  zu machen, wo eigentlich Demut angebracht wäre.

Es ergibt daher durchaus Sinn, Aussagen dieser Art mit einem „so Gott will“ oder als Agnostiker mit einem „hoffentlich“ zu garnieren. Außerdem können ein paar mehr Worte, die der Exaktheit dienen, in diesem Zeitalter des sinnfreien Gequassels nicht schaden.

In diesem Sinne wünsche ich meinen Lesern, daß sie nicht nur das scheidende, sondern auch das folgende Jahr gut überleben werden.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

 

 

 

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wolfsgeheul.eu vom 09.12.2016

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„hintertatsächlich“, „nachwirklich“ oder „nachtatsächlich“ und „hinterwirklich“!

Was sollen uns diese Wörter sagen?

Gibt es Orte im deutschsprachigen Raum, die „Tatsächlich“ bzw. „Wirklich“ heißen. Und biegen wir dann hinter Wirklich rechts ab und fahren nach Tatsächlich? Vielleicht wirkt aber auch etwas nach oder es wird stofflich hinterwirkt. Sicherlich hat man im kopierwütigen und -kundigen China bereits häufig Schiesserfeinrippunterhemden nachgewirkt. Denkbar ist ebenso, daß das Hinterwirklich die Vorstufe des Hinterletzten ist. Und mancher wird schon die Tatsachen hinter den Tatsachen gesucht und erforscht oder sich gefragt haben, ob nach den Tatsachen noch etwas folgt und was das dann ist. Ein Kater ist nach der Kastrationstat tatsächlich sächlich. Und hinter einigen Straftaten stecken Menschen, die weder männlich noch weiblich, also in der Tat sächlich sind.

So richtig befriedigen können die Deutungsversuche allerdings nicht. Die Wörter sind irgendwie zu unbestimmt. Sie bringen keinen Zugewinn an Exakheit unserer Sprache, sie stiften eher im Gegenteil nur Verwirrung. Wer auch immer sie erfunden hat, ihm muß kein Dank zuteil werden. Sie können ersatzlos eingestampft werden. Wir brauchen sie nicht.

Sprache entwickelt eben so manches Mal kuriose Blüten, die sich als unnütze Eintagsfliegen und Grillen herausstellen.

Ganz anders liegt der Fall beim Wort „postfaktisch“, das natürlich absolut zu Recht gerade zum Wort des Jahres 2016 gekürt worden ist. Denn die Post ist wirklich-faktisch aus unseren innerstädtischen Immobilien verschwunden. Die heißt jetzt DHL und fährt stattdessen herum.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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