wolfsgeheul.eu vom 12.02.2019

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„Lange Nacht der Hausarbeit“!

Meine hochgeschätzte RWTH Aachen University ruft obige für den Dienstag nächster Woche unter anderem via Facebook aus. Damit sollen die von ihr sogenannten Studis angehalten werden, einmal ihre Buden aufzuräumen und zu putzen. Ja, eine gute Uni muß heute eben eine Vollumsorgung für seine jungen Kunden bieten, will sie im internationalen Konzert mitspielen und sich auf die vorderen Ränge der Beliebtheit katapultieren bzw. dort oben halten.

Korrektur: Es wird die „Lange Nacht der Hausarbeiten“ zelebriert werden. Da habe ich mich wohl zunächst verlesen. Pardon! Der um einige Emojis gekürzte Text lautet im Original wie folgt:

„Am Dienstag, 19. Februar, können Studis aller Fakultäten die Lange Nacht der Hausarbeiten dazu nutzen, ihre Schreibprojekte vorantreiben – egal, ob noch in Vorbereitung oder schon im Endspurt. Von 19 Uhr bis tief in die Nacht unterstützen euch Teams vom Schreibzentrum der RWTH Aachen University und von der RWTH Aachen Universitätsbibliothek und geben Tipps zu allen Arbeitsschritten: Von der ersten Recherche bis zur finalen Überarbeitung. Und auch für Pausensport und Nervennahrung (Kekse, Obst, Kaffee) ist gesorgt.“

Wenn man sieht, welche Hilfen der studentischen Klasse inzwischen angeboten werden (müssen!?), fragt man sich ernsthaft, wie die Altvorderen jemals ihre universitäre Laufbahn erfolgreich abschließen konnten. Nahezu vollkommen alleingelassen wurden sie ins kalte Wasser geworfen und konnten einzig auf ihr bis zur Reifeprüfung Erworbenes an Wissen und Kompetenzen sowie hoffentlich auf Gottesgaben, nämlich ausreichende Intelligenz und Talent, zurückgreifen. Und genau so trennte sich die Spreu vom Weizen und die, die alle Herausforderungen bestanden und allen Widrigkeiten trotzten, kamen durch. Das heißt nicht, daß sich die Masse der Absolventen nur aus wirklich guten Köpfen zusammensetzte. Die Qualitäten waren – und das dürfte sich niemals ändern – naturgemäß normalverteilt, aber alle einte der unbestreitbare Umstand, daß sie die notwendigen Prüfungen bestanden und gewisse Fertigkeiten erworben hatten, die sie mehr oder weniger für gehobenere Tätigkeiten qualifizierten. Dabei spielte gerade die Tatsache, daß man es ohne die schulisch-elterlich enge Betreuung und Überwachung in universitärer Freiheit vermocht hatte, sich nicht nur alleine zurechtzufinden, sondern sich obendrein zu disziplinieren und zur Leistungserbringung anzuspornen, eine nicht unentscheidende Rolle. Damit war die Zeit an der Universität insgesamt eine oftmals harte Prüfung und ein wichtiger Schritt in Richtung Abnabelung und Selbständigkeit, also eine recht ordentliche Vorbereitung auf die danach wartenden Aufgaben.

Nun habe ich zu akzeptieren, daß die Dinge ständig im Fluß sind und sich damit zwangsläufig Veränderungen ergeben, die sich der älteren Generation auch nicht immer erschließen müssen. Ebenso mag man konstatieren, daß gewisse Hilfestellungen dazu beitragen, im internationalen Vergleich durchaus erwünschte Studienzeitverkürzungen zu erreichen. Aber ich erlaube mir die Frage, ob man nicht des Guten auch zuviel tun kann. Wann soll denn unser Nachwuchs lernen, auf eigenen Beinen zu stehen!?

Gute (lange) Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 22.01.2019

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Ordnungshüter mit verminderter Aufmerksamkeit!

Heute war ein großer Tag für meine Heimatstadt Aachen. Nur wenigen Gemeinden bleibt es vorbehalten, einen wichtigen Vertrag bezeichnen und zieren zu dürfen. Und damit hat Oche auch endlich mit der dem Nachbarn Maastricht gleichziehen können. Diese Dopplung unterstreicht im übrigen die liebens- und lebenswerte Besonderheit unserer Region, in der drei Nationen dank Schengen seit über drei Jahrzehnten nahtlos ineinanderübergehen und sich genauso unkompliziert wie fröhlich mischen. Daß allerdings selbst hier unter den wenigen Zuschauern auf einem Markt im äußersten Westen der Republik deutsche Gelbwesten in bester Pegida-Manier lautstark „Merkel muß weg“-Rufe erschallen lassen, hinterläßt einen kleinen Makel auf diesem an sich hocherfreulichen Ereignis. Hoffen wir deshalb, daß dieses Dokument zukünftig auch dazu beitragen kann, die Wut mancher Bürger zu besänftigen und allseits zu einem sachlich-freundschaftlichen Dialog zurückzukehren.

Mir ist aber etwas anderes aufgefallen. Wegen einer Besorgung mußte ich zur Zeit des Festaktes kurz in die Stadt laufen. Dabei kreiste nicht nur permanent ein Hubschrauber über mir, sondern an jeder Kreuzung oder Straßeneinmündung im Umkreis von mindestens drei Kilometern vom Rathaus standen Polizeiwagen mit wegen der Kälte laufenden Motoren und jeweils einer zweiköpfigen Besatzung. Für Sicherheit schien also mehr als ausreichend gesorgt.! Ein beruhigendes Gefühl! Nun habe ich wenig Ahnung, wie so ein Sicherheitskonzept aussieht und was es vorsieht. Man darf aber sicherlich davon ausgehen, daß die Aufgabe der so stationierten Beamten darin bestand, verdächtiges Treiben auf den Zufahrtswegen rechtzeitig zu erkennen und darauf in irgendeiner Weise zu reagieren. Bei den bestimmt fünfundzwanzig Wagen, an denen ich jedoch auf meinen Wegen vorbeikam, schauten die meisten der Polizisten nicht aufmerksam in der Gegend herum, sondern vielmehr wie gebannt nach unten auf ihre Knie. Und ein kurzer Blick durchs Seitenfenster erbrachte die Lösung dieses merkwürdigen Phänomens. Man hantierte in aller Seelenruhe mit dem Mobiltelephon.

Daß das nicht im Sinne der Sache war, kann man wohl unterstellen. Über Handyverbote sollte also nicht nur an Schulen und Universitäten nachgedacht werden. Es geht um unsere Sicherheit.

Vive la France und gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Auf dem Rückweg begegnete mir übrigens ein Ehepaar mit gelben Westen in einem auf unseren Straßen äußerst seltenen Trabbi, allerdings mit hiesigem Kennzeichen. Wie gern würde glauben, daß es sich also bei den Anti-Merkel-Krakelern lediglich um ein paar sächsische Imis gehandelt hat. Allein mir fehlt der Glaube.

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