Ordnungshüter mit verminderter Aufmerksamkeit!
Heute war ein großer Tag für meine Heimatstadt Aachen. Nur wenigen Gemeinden bleibt es vorbehalten, einen wichtigen Vertrag bezeichnen und zieren zu dürfen. Und damit hat Oche auch endlich mit der dem Nachbarn Maastricht gleichziehen können. Diese Dopplung unterstreicht im übrigen die liebens- und lebenswerte Besonderheit unserer Region, in der drei Nationen dank Schengen seit über drei Jahrzehnten nahtlos ineinanderübergehen und sich genauso unkompliziert wie fröhlich mischen. Daß allerdings selbst hier unter den wenigen Zuschauern auf einem Markt im äußersten Westen der Republik deutsche Gelbwesten in bester Pegida-Manier lautstark „Merkel muß weg“-Rufe erschallen lassen, hinterläßt einen kleinen Makel auf diesem an sich hocherfreulichen Ereignis. Hoffen wir deshalb, daß dieses Dokument zukünftig auch dazu beitragen kann, die Wut mancher Bürger zu besänftigen und allseits zu einem sachlich-freundschaftlichen Dialog zurückzukehren.
Mir ist aber etwas anderes aufgefallen. Wegen einer Besorgung mußte ich zur Zeit des Festaktes kurz in die Stadt laufen. Dabei kreiste nicht nur permanent ein Hubschrauber über mir, sondern an jeder Kreuzung oder Straßeneinmündung im Umkreis von mindestens drei Kilometern vom Rathaus standen Polizeiwagen mit wegen der Kälte laufenden Motoren und jeweils einer zweiköpfigen Besatzung. Für Sicherheit schien also mehr als ausreichend gesorgt.! Ein beruhigendes Gefühl! Nun habe ich wenig Ahnung, wie so ein Sicherheitskonzept aussieht und was es vorsieht. Man darf aber sicherlich davon ausgehen, daß die Aufgabe der so stationierten Beamten darin bestand, verdächtiges Treiben auf den Zufahrtswegen rechtzeitig zu erkennen und darauf in irgendeiner Weise zu reagieren. Bei den bestimmt fünfundzwanzig Wagen, an denen ich jedoch auf meinen Wegen vorbeikam, schauten die meisten der Polizisten nicht aufmerksam in der Gegend herum, sondern vielmehr wie gebannt nach unten auf ihre Knie. Und ein kurzer Blick durchs Seitenfenster erbrachte die Lösung dieses merkwürdigen Phänomens. Man hantierte in aller Seelenruhe mit dem Mobiltelephon.
Daß das nicht im Sinne der Sache war, kann man wohl unterstellen. Über Handyverbote sollte also nicht nur an Schulen und Universitäten nachgedacht werden. Es geht um unsere Sicherheit.
Vive la France und gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf
P. S.: Auf dem Rückweg begegnete mir übrigens ein Ehepaar mit gelben Westen in einem auf unseren Straßen äußerst seltenen Trabbi, allerdings mit hiesigem Kennzeichen. Wie gern würde glauben, daß es sich also bei den Anti-Merkel-Krakelern lediglich um ein paar sächsische Imis gehandelt hat. Allein mir fehlt der Glaube.