wolfsgeheul.eu vom 13.07.2016

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„Figaro, Figaro, Figaro!“!

Haare bedeuten mir nicht viel. Sie müssen wenig Arbeit machen, sollten gepflegt aussehen und leidlich kleiden. Deshalb habe ich fast mein gesamtes Leben lang kurze bis sehr kurze Frisuren gehabt, die zu ihrer Herstellung keiner besonderen Kunstfertigkeit bedurften. Oben x Millimeter, seitlich und hinten y Millimeter und mit dem Waschlappen zu trocknen! Entsprechend des ihnen von mir zugewiesenen Stellenwertes, sollten auch die Friseurbesuche so selten und kurz wie möglich sein. Rein, schneiden, raus! Mir fehlte nahezu jedwedes Verständnis für männliche Freunde, die ihre Visiten beim Coiffeur zelebrieren.

Vor ein paar Jahren nun habe ich auf die Bemerkung eines ehemaligen Freundes, ich hätte keine Frisur, hin meine Haarreste alle auf eine Länge wachsen lassen, was zunächst den entscheidenden Vorteil besaß, daß die Schneideintervalle länger wurden und obendrein nahezu beliebig verlängert werden konnten. Weiterhin bin ich aber zum erstbesten Schnibbelkünstler in meiner Nähe gegangen und habe sein Handwerk nicht großartig hinterfragt. Soundsoviel Zentimeter kürzen und gut! Mühsam lernen mußte ich, mich zu kämmen, das Trockenrubbeln dauerte etwas länger und es brauchte plötzlich eine moderne Pomade, Mattpaste genannt, um die dünnen Härchen hinterm Ohr zu fixieren, damit ich nicht wie Lancelot daherkam. In meinen Augen eigentlich alles eines Mannes unwürdig! Egal, so war es halt! Da man den Blick in Spiegel aber nicht vermeiden kann, wurde mir zunehmend klarer, daß die für meine Verhältnisse langen Haare im Nacken nicht der wahre Jacob sein konnten. Aus einer kurzen Unfrisur war lediglich eine lange geworden. Daran mußte sich etwas ändern!

Also bin ich heute erstmalig zu einem Nobelfigaro in Aachens erstem Hotel am Platze gegangen mit dem Ziel, entweder etwas draus machen zu lassen oder mir eine Glatze zu verpassen. Und, was soll ich sagen? Es war zwar doppelt so teuer aber mindestens zehnmal so gut! Getränke wurden gereicht, als Premiere für mich ließ man mir eine Spitzenhaarwäsche zuteilwerden, der akkurate Schneidevorgang dauerte lange – da hatte mein alter Friseur fast einen besseren Stundenlohn – und erforderte sichtlich Können und das Ergebnis kann sich in meinen Augen sehen lassen. Hurra, ich habe jetzt eine Frisur! Es verlangte mir zwar Geduld ab, von der ich grundsätzlich wenig besitze, und das Betüdeltwerden braucht noch etwas Gewöhnung. Jedoch bin ich mir sicher, daß ich bereits bei meiner nächsten Visite es werde ein bißchen genießen können. Und meine Meinung zum Friseurberuf hat sich auch gewandelt. Es ist eben wie mit jedem Handwerk. Wer es beherrscht, bringt Gutes hervor und ist entsprechend zu würdigen. Alle anderen dilettieren nur herum! Schon erstaunlich, wie alt ich werden mußte, um das zu erkennen! Meine Freunde und viele andere waren da viel schneller. Das war entgangene Lebensfreude und richtig gut ausgesehen habe ich wohl auch nicht! Aber es ist nie zu spät. Vielleicht sollte ich mich zukünftig allgemein wichtiger nehmen!?

„Heut‘ geh‘ ich ins Maxim……“ – „Figaro, Figaro, Figaro“!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 12.07.2016

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„Wir müssen in Deutschland endlich das Ziel der Gerechtigkeit umsetzen.“. Das postulierte neulich mit bebenden Nüstern ein Regionalpolitiker aus dem gemäßigten linken Spektrum in einer privaten Diskussionsrunde.

Was ist denn das eigentlich, diese Gerechtigkeit? Meine einfache Definition lautet, daß jeder gleich zu behandeln ist. Laut unserer Verfassung wird dieser Grundsatz an vorderster Front berücksichtigt. Insofern war mir zunächst schleierhaft, was nun hinter dieser Forderung stecken sollte.

Dann kam folgendes Beispiel. Eine arme, alleinerziehende, von Hartz IV lebende Mutter bekomme das Kindergeld ganz oder teilweise angerechnet, während es dem millionenschweren Fabrikdirektor trotz seines Reichtumes unangespitzt ausgezahlt werde.

Verstehe! Gerne mache ich mir die Forderung nun zueigen, allerdings um aufzuzeigen, daß der linke Disputant mit seinem Ruf nach Gerechtigkeit zwar richtig liegt, jedoch in einem vollkommen anderen Sinne, als von seiner Stoßrichtung ursprünglich beabsichtigt.

Was ist denn Kindergeld? Es ist unstreitig eine Subvention. Es soll Anreiz sein, eine Familie zu gründen und für reichlich Nachwuchs zu sorgen. Damit ist sie per se ungerecht, weil Kinderlose sie nicht erhalten. Ergo verfassungswidrig!? Eigentlich ja, aber nicht unbedingt, da der Staat zur Verfolgung seiner Ziele Steuerungsmechanismen einsetzen kann, um der Entwicklung der Nation insgesamt die gewünschte Richtung zu geben! Weil das aber schon holperig zu argumentieren ist, muß er zumindest dafür Sorge tragen, daß Gerechtigkeit im begünstigten Teil der Bevölkerung gewahrt bleibt, will er nicht mit dem Grundgesetz in Konflikt geraten. Das gelingt ihm nur, wenn er obige Definition derart erweitert, daß wenigstens innerhalb der Schar der Beschenkten keine Unterschiede gemacht werden dürfen und die Glücklichen untereinander vergleichbar sind. Das fällt hier leicht, weil die einzige Bedingung die der gelungenen Fortpflanzung darstellt. Es kommt aber noch ein anderer, berechtigter Grundsatz zum Tragen, der auch der Beachtung des Gleichbehandlungspostulates geschuldet ist. Subventionen erhält demnach nur der, der nicht ansonsten am Tropfe des Staates hängt. Dies eingedenk hat der fruchtbare Fabrikdirektor also genauso das Recht, eine Kinderprämie zu erhalten, wie jeder andere, der für sein Einkommen selbst Sorge trägt und Kinder in die Welt setzt. Bezieht aber jemand ausschließlich staatliche Unterstützung, um seinen Lebensunterhalt zu gewährleisten, fällt er automatisch aus der Vergleichsgruppe heraus und kann und muß anders gehandhabt werden, soll es nicht ungerecht werden. Es kann eben keiner, der Almosen erhält, noch zusätzliche Geschenke von Staat begehren, weil dies nicht gerecht gegenüber denen wäre, die regelmäßig arbeiten gehen, um für ihr täglich Brot zu sorgen, und gleichzeitig den Erhalt unserer Population sichern.

Deutschland ist also in seinem selbst gesetzten Sinne gerecht und das hehre Ziel des Politikers insofern bereits erreicht. Klar wird allerdings – und das dürfte einem linken Idealisten noch weniger gefallen -, daß das kleine Beispiel deutlich macht, daß jedwede staatliche Donation, die nicht unterschiedslos allen Bürgern gewährt wird, eigentlich ungerecht ist und nur durch differenzierende Kunstgriffe in der Definition für ihre Gewährung in eine relative Form von Gerechtigkeit gepresst werden kann, die verfassungsrechtlich die Chance auf Bestand hat. Wer demnach laut nach Gerechtigkeit schreit, sollte vielmehr die sofortige Abschaffung jedweder Subvention fordern und nicht deren richtigerweise unterschiedliche Handhabung anprangern. Solange nämlich Einzelne beschenkt werden und anderen diese Gabe verwehrt wird,  sind wir tatsächlich kein gerechtes Land. Streichen wir demnach gerne unser Kindergeld, das seine Anreizfunktion ohnehin verloren zu haben scheint. Dann kriegt auch der fette Bonze für seine überheblichen, verzogenen Blagen endlich nicht mehr zusätzliches Geld in seinen Ausbeuterhintern geschoben und das sozialistische Mütchen ist gekühlt. Natürlich um den Preis, daß der arbeitende und alleinerziehende Bürger ebenfalls auf dieses Bonbon verzichten muß!

Wie doch ein und dieselbe Forderung zu unterschiedlichen Ergebnissen führen kann, wenn man genau hinschaut! Meine Version allerdings dürfte in absehbarer Zeit nicht mehrheitsfähig sein, solange Politikerhirne – linke wie rechte übrigens – bei entscheidenden Fragen – wenn man von ihrer besonders ausgeprägten Gabe absieht, durchgehend exakt um die Kausalität von Wahlgeschenken und Stimmen zu wissen – ihren Dienst versagen und das kleine Einmaleins von Logik und Stringenz nicht (mehr) beherrschen (wollen). Aber für den Politiker gilt ohnehin, daß einige Schweine eben gleicher als als andere sind. Was will man also anderes erwarten!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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