wolfsgeheul.eu vom 26.11.2015

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Deutschland, deine Angestellten! Gerade in schwierigen Zeiten sollten und müssen wir alle an einem Strang ziehen. Dabei spielt meine Generation der 60er Jahrgänge deshalb eine nicht unentscheidene Rolle, weil sie altersgerecht die Mehrzahl der Führungskräfte stellt. Können sich die jungen Menschen auf uns verlassen? Leider wohl nicht in Gänze, befürchte ich!

Gerade ist mir ein Beispiel unter die Finger gekommen, welches meine Zweifel nährt. Der hiesige stadteigene Touristikverein hat einen neuen, bestimmt nicht schlecht bezahlten Vorstandschef bekommen, der in einem Veranstaltungsblättchen vorgestellt wird. Der Mann ist 51 Jahre alt. Was er gelernt hat, wird nicht verraten, er wird aber als „Netzwerker“ beschrieben, der seine berufliche Laufbahn im Verlagswesen, im Stadtmarketing und im Deutschen Marketing Verband gemacht habe.

Schon Verbandsmitarbeiter sind nicht unbedingt als eisenhart schuftende Arbeiter bekannt; sie leben meist recht gut von den Beiträgen der Mitglieder und reißen sich kein Bein aus. Auch in stadteigenen Gesellschaften trifft man oft auf politische Besetzungen, die nicht immer nach Engagement und Qualität ausgewählt werden. Die Hoffnungen an solche Personen sind also per se schon etwas tiefer zu hängen.

Aber unser Neuer untertrifft diese niedrigschwelligeren Erwartungen augenscheinlich noch. Zunächst erzählt der Begleittext, als sei es nichts besonderes, daß der zukünftige Mann an der Spitze seit 25 Jahren in einer, offenbar kinderlosen, Fernbeziehung mit seiner in Saarbrücken domizilierenden Frau lebt. Wie konnten eine Auswahlkommission und ein Stadtrat dieses Faktum übersehen bzw. dulden? Ein Touristikchef der an vielen Wochenenden, der Hochzeit der Veranstaltungen, nicht vor Ort ist! Sein Vorgänger, dessen Arbeit ich letztlich nicht beurteilen kann, der aber immer einen sehr umtriebigen Eindruck machte, lebt hier, ist hier im Lionsclub, spielt hier Golf etc.. So soll und muß es sein. Aber ein Reisender zwischen den Heimatwelten kann doch mit Sicherheit seine Aufgabe nicht in ausreichendem Maße wahrnehmen. Ein Chef gerade im Bereich der Touristik muß in dem Beritt, den er betreut, permanent präsent sein.

Es kommt aber noch dicker! In einem kleinen Fragebogen wird der Vorgestellte nicht nur darum gebeten, eine Prognose für die Situation des Tourismus in 10 Jahren abzugeben, sondern auch eine für sich selbst. Darauf antwortet der neue Verbandsfuzzi doch allen Ernstes mit „In Blickweite der Pension.“! Auch wenn er beruflich mit dem Übernachtungsgewerbe befaßt ist, darf man wohl unterstellen, daß er damit nicht eine kleine Herberge meint, die er später einmal mit seinem Eheweibe betreiben möchte. Der feine Herr spricht also von seiner Rente. In zehn Jahren wird er 61 Jahre alt sein und demnach mindestens noch weitere 6 Jahre vor sich haben, bis er sich ins Rentnerheer einreihen kann. Und da spricht der heute schon von Ruhestand. Spätestens jetzt dürfte und sollte jedem klar sein, daß ein Mensch mit dieser Einstellung die Begrifflichkeit „höchstes Engagement“ gar nicht in seinem Vokabular verfügbar hat.

Toll! Sollte dieser fröhliche Rentner in spe auch nur im Ansatz repräsentativ sein, dann, liebe Jugend, verlaßt euch bloß nicht blind auf unsere Generation, die – und insofern muß es vielleicht auch wenig verwundern – eben nur Wohlstand und Frieden kennengelernt hat. Schaut auf jeden Fall immer genau hin. Und ansonsten übernehmt einfach baldigst selbst das Ruder, falls euch an eurer Zukunft gelegen ist.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 25.11.2015

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Ein kleines Intermezzo vom Karnevals-Wolf!

Gestern habe ich mit einem Freund gescherzt. Wir sind zuständig für die Beschaffung von Karten für eine sehr beliebte Karnevalssitzung. Nachdem ich ihm begeistert mitgeteilt hatte, daß es mir unerwartet mühelos gelungen war, das gewünschte Kontingent zu sichern, rechneten wir uns spaßeshalber reich und philosophierten darüber, den Freunden zu erzählen, wie schwierig es gewesen sei, die Tickets zu ergattern, und daß wir leider den doppelten Preis auf den Tisch des Hauses hätten blättern müssen. Der Einwand, der Preis sei aber auf den Karten aufgedruckt, was es uns mangels weiteren Nachweises erschweren würde, den Aufpreis glaubhaft zu machen, warf uns aus den Träumen, umsonst feiern zu können. Mit Bedauern stellten wir fest, daß es keine „Damenkarten“ mehr gibt. Das wäre für unser Vorhaben ideal gewesen.

Die Damenkarte! Welch herrliche Erfindung unserer Vorväter! Das waren noch Zeiten, als man zum Essen einlud, und die Gäste nicht mit etwas Profanem wie den Preisen der dargebotenen Speisen belästigt und vor allem verunsichert wurden. „Fühlt euch frei in eurer Entscheidung“, eine freundliche Aufforderung, die für einen gut erzogenen, bescheidenen Menschen, der niemals die Karte von unten her liest, wie Hohn klingt. Wenn man aber gar nicht weiß, was der eigene Geschmack kostet, dann kann man diesem hoffentlich ernst gemeinten Angebot viel leichteren Herzens nachkommen, auch wenn man sicherlich weiß, daß ein Steak teurer als ein Schweinsbraten ist. Und gerade in hochpreisigen Lokalitäten kann einem der Preis doch bekanntermaßen fast den Appetit verderben. Diesem Gefühl nachzugegeben, dürfte uns schon so manches kulinarische Spitzenerlebnis vereitelt haben.

Warum gibt es also diese vornehme Art der Auswahlpräsentation nicht mehr?

Verständlich scheint, daß in Zeiten der Gleichberechtigung die geschlechtsbezogene Handhabung nicht mehr sachgerecht ist, wenngleich man der Ehrlichkeit halber eingestehen muß, daß auch früher schon nicht selten in Wirklichkeit tatsächlich eine Frau bezahlt hat. Wir Älteren erinnern uns mit Schmunzeln an so manche Verrenkung, mit der der Schein gewahrt und dem starken Mann heimlich das Geld untergeschoben wurde.

Aber was spricht dagegen, das Institut der preislosen Karte in den Fällen beizubehalten, in denen bekannt ist, daß eine bestimmte Person am Tisch allein die Zeche übernehmen wird? Eine solche „Gästekarte“ würde die Eingeladenen viel entspannter die herzliche Gabe des Gastgebers genießen lassen. Also, liebe Frauen, zurück zu den guten Wurzeln! Oder wollt ihr etwa, daß wir sehen, was wir euch wert sind!?

Und bei dieser Gelegenheit: Liebe Gastwirte der gehobenen Schiene, bittet uns zur Bezahlung der Rechnung einmal wieder vom Tisch weg, statt uns unterschiedlichste doofe Behältnisse vor die Nase zu stellen. Geld ist zu profan, um an der Tafel des Genusses gewechselt zu werden. Außerdem eine gute Gelegenheit, um einzig dem Financier den leidigen Akt mit einem Schnäpschen aufs Haus zu versüßen bzw. zu erleichtern!

Altmodisches gehört zuweilen angepaßt, aber nicht immer abgeschafft.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Karnevals-Wolf

P. S.: Damit keine Mißverständnisse aufkommen: Die Sitzungskarten kosten inklusive Vorverkaufsgebühr 27,50 Euro, und nicht mehr müssen die Freunde zahlen. Besorgen war gratis! Ehrlichkeit kann auch eine Beschränkung  darstellen! Dafür braucht man aber keine Angst vor Spiegeln zu haben.

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