wolfsgeheul.eu vom 10.08.2015

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Kleiner Rückblick:

Franz von Papen wurde allseits als „Herrenreiter“ charakterisiert und verspottet. Einer der Gottväter des kurzen Textes, Alfred Polgar, beschrieb ihn in der gleichnamigen Glosse(in: Kleine Schriften, Rowohlt, Band 1, S. 179ff.) so: „Fundamentalsatz seiner sämtlichen Gesinnungen ist: keine zu haben. Sein persönliches Credo lautet: um jeden Preis oben bleiben.“ Laut Wikipedia(Fundstellen dort) hat wohl Hans-Otto Meissner in seinem Buch „Junge Jahre im Reichspräsidentenpalais“ ähnlich Vernichtendes geschrieben. Papen sei ihm menschlich „besonders unsympathisch“ erschienen und auch sein Vater habe „vom ersten Augenblick  den Herrn von Papen absolut nicht leiden“ können. Ferner beschreibt er ihn als „überaus geltungsbedürftig“ und formuliert: „Man gewann den Eindruck, dass ihm sehr daran gelegen war, von der ersten Minute seines Auftretens an bis zur letzten beachtet zu werden.“. Er „vergesse nie den Ausdruck seines Gesichtes, es war die Blasiertheit in Person,“. Und letztlich sei von Papen „tatsächlich, wie seine Gegner immer behaupteten, der Typ eines Herrenreiters“ gewesen, bei dem aber der „Wortbegriff“ weiterging, „sah man doch nach landläufiger Meinung im Herrenreiter einen hochmütigen, hohlköpfigen, blasierten und zudem adligen Reitersmann.“.

Schluß mit dem posthumen von-Papen-Bashing über ebenso tote Autoren!

Nun aber zur ganz anderen Aktualität:

Unsere Bundesverteidigungsministerin, Frau Dr. Ursula von der Leyen, wird morgen bei der Eröffnung der Reit-EM in Aachen auftreten. Nicht als Ehrengast auf der VIP-Tribüne, sondern als Reiterin in einer Quadrille von vierundsechzig Pferden vom „Landesgestüt Celle“! Letzteres muß man hier im erweiterten Rheinland hinzufügen( eigentlich heißt es rheinisch „dabeisagen“), damit keiner denkt, sie träte als Hannoveranerin – welch‘ Skandal! – mit dem Reitercorps der Kölner „Rote Funken“ auf und es sei gar eine vorgezogene Sessionseröffnung des Karnevals 20015/2016, da prima vista die Uniformen durchaus ähnlich sind(s. Photo auf Bild-Online unter “ http://www.bild.de/politik/inland/ursula-von-der-leyen/eroeffnet-reit-em-42122776.bild.html „). Bild-Online schreibt dazu, daß Frau von der Leyen zu diesem Behufe schon seit einer Woche täglich mindestens zwei Stunden übe.

Was will uns die „Uschi“ mit diesem Auftritt sagen? Daß ihr der Bureau-Job mit den spröden Kommisköppen keinen Spaß mehr macht? Daß ihr die massiven Probleme der Bundeswehr am „kleinen Reiterarsch“ vorbeigehen? Oder will sie dem gewöhnlichen Soldaten, der im Ausland sein Leben riskiert, vermitteln, daß sie ihn vom Feldherrenhügel aus über- und bewacht? Oder ist es gar ein subtiler Hinweis darauf, daß sie im Rahmen der Umstrukturierung der Bundeswehr vorhat, die Reiterstaffeln der Polizei zukünftig der Bundeswehr – Geschichte wiederholt sich ja so manches Mal – einzuverleiben? Wir wissen es nicht.

Die Eitelkeit jedenfalls treibt wunderliche Blüten.

Zwei Fragen stellen sich mir dabei aber noch. Was hat die persönliche Beratungsperson von Frau von der Leyen studiert? „Geschichte“ und „Guter Geschmack“ können es wohl eher nicht sein. Und was hätten eigentlich Polgar und Meissner zur „Herrenreiterin“ gesagt?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 09.08.2015

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Ein fiktiver Arbeitstag im Leben des Geschäftsführers der Yello Strom GmbH:

Schon als er sein Bureau betritt überfällt ihn eine wohlige Nervosität. Vor zwei Tagen hat er sich erstmalig gebrauchte Damenslips im Internet bestellt, heute erwartet er die Lieferung an seine Firmenanschrift. Er kann es kaum erwarten, seine Sekretärin anzuweisen „Keine Telephonate, keine Störung!“ und mit zittriger Hand den Umschlag zu öffnen, um die Ware optisch und olfaktorisch einer ersten Prüfung zu unterziehen. Die Post kommt normalerweise immer spätestens um zehn Uhr, so daß genügend Zeit hierfür bleiben würde, bevor um elf Uhr die Auftaktsitzung mit der Werbeagentur Ogilvy&Mather zur neuen Werbekampange 2015 beginnen soll. Unkonzentriert erledigt er das Notwendigste. Doch die Fetisch-Götter scheinen sich gegen ihn verschworen zu haben. Seine in Abständen von fünf Minuten ans Sekretariat gerichteten Anfragen, ob die Post schon da sei, werden immer wieder negativ verbeschieden. Es geht auf elf Uhr zu, und er muß sich sichtlich unbefriedigt zum Besprechungsraum begeben.

Die Werber präsentieren ein erstes Gerüst für eine Kampagne mit vier Spots. Die Geschichten sollen Menschen zeigen, „die skurrile Jobs auf sich nehmen, um Geld für ein iPad Air  aufzutreiben“; im Gegenzug soll dann der Hinweis auf den Billigstrom von Yello „deutlich machen, dass nicht eisern gespart werden muß,“ um eine solche Investition zu tätigen(Zitate Homepage Yello). Vielmehr braucht man nur zu Yello zu wechseln und bekommt als Prämie das begehrte Tablet obendrauf, so daß man sogar doppelt gewinnt. Die Grundidee findet allseitig sofortige Zustimmung. Für das folgende Brainstorming ergeht die Aufforderung an alle Anwesenden, Vorschläge für solche außergewöhnlichen Geldbeschaffungsmethoden zu unterbreiten und dabei der Phantasie freien Lauf zu lassen.

Eine Yello-Mitarbeiterin erzählt, wie teuer der Reituntericht für ihre Tochter sei. Die Werber haken sofort ein und schlagen vor, eine Frau zu zeigen, die auf allen Vieren mit Sattel auf dem Rücken und Zaumzeug im Mund ihre Tochter in voller Reitermontur durch das Wohnzimmer transportiert. Tolle Idee! Ein Spot ist grob fertig.

Da platzt es aus dem Geschäftsführer heraus, der ohnehin bisher nur mit halbem Ohr zugehört hat, weil er in Gedanken mehr bei der sehnlich erwarteten Wäschelieferung ist: „Wie wäre es mit einem Mann, der die getragenen Slips seiner Frau verkauft!?“. Schon bei der Formulierung des Vorschlages wird dem Firmenlenker heiß und kalt. Wie konnte ihm das passieren!? Betretenes Schweigen in der Runde! Das hatte man von ihm nicht erwartet. Gerade die anwesenden weiblichen Teilnehmer schauen eher betreten zur Seite, das war ihnen doch etwas zu unappetitlich. Aber als gute Werbe-Hure weiß man, daß man der Unternehmensspitze weitestgehend entsprechen sollte, will man den lukrativen Auftrag nicht gefährden; außerdem schien es eine recht einmalige Chance zu sein, für ein relativ seriöses Unternehmen einmal etwas richtig Schräges zu entwickeln. Also Niveau und Buxe runter und frisch drauflos entwickelt! Man könne „einen unscheinbar wirkenden Mann“ zeigen, „der heimlich die Slips seiner Frau verkauft und diese nachts unter dem Licht seiner Schreibtischlampe versandfertig macht. Für den Überraschungsmoment sorgt seine Frau, die ihn inflagranti erwischt.“(Zitate Homepage Yello). „Die muß dann aber ein häßliches grünes Nachthemd mit einem altbackenen Morgenmantel tragen.“ entfährt es wieder mehr unwillkürlich dem Geschäftsführer, der gerade an seine Frau gedacht hatte, wie sie ihn beim Onanieren mit den Internethöschen erwischt. Erneute Verwunderung am Tisch! Aber das klang eindeutig nach Begeisterung, und keiner wagte eine kritische Anmerkung oder gar Widerspruch. Also war der nächste Spot praktisch im Kasten.

So oder ähnlich könnte es sich zugetragen haben. Den entsprechenden Yello-Spot findet man bei YouTube unter “ https://www.youtube.com/watch?v=5bJJoTm1Uw8&feature=youtu.be „. Ein neuer Gipfel der Geschmacklosigkeit, bei der sogar mir die Worte fehlen.

Yello ist eine Tochter der EnWB, an der das Land Baden-Württemberg über die Neckarpri-Beteiligungsgesellschaft mbH mit 46.75% beteiligt ist. Aber den Politikern wird es vielleicht sogar gefallen, können sie sich doch gegebenenfalls wie zu Hause fühlen.

Gute Nacht, Deutschland!

Ihr/Euer Wolf 

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