wolfsgeheul.eu vom 05.05.2015

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Ein Vorfall in der Nacht zu heute bringt mich dazu, etwas anzusprechen, was mich schon länger umtreibt. Es geht mir um die Vereinnahmung öffentlichen Raumes durch Einzelne für private Interessen ohne Rücksicht auf die der Anderen.

Was wir schon seit einiger Zeit in diesem Zusammenhange als störend wahrnehmen müssen, ist der Umstand, daß manche die Bürgersteige, Plätze und Parks als leider schallungeschützte imaginäre, private Telephonzellen mißbrauchen. Und da der Mensch allem Anschein nach wie beim Nasebohren im verglasten Automobil beim Telephonieren sich alleine und unerkannt wähnt sowie erfahrungsgemäß lauter spricht als bei normaler Konversation mit einem direkten Gegenüber, sind wir alle ungewollt eingeladen, diesem zumeist inhaltslosen Sprachlärm zu lauschen. Von Rücksichtnahme keine Spur!

Als wäre das nicht genug der Belästigung, wird der Trottoir nicht mehr nur vor Kneipen, sondern auch vor Wohnhäusern zur eigenen Raucherlounge umfunktioniert, gerne auch noch in Kombination mit einem beiläufig geführten Telephonat. Vor Lokalen kann ich das wegen des bestehenden Rauchverbotes noch nachvollziehen, wenn einer aber über eigene Räume verfügt, in denen er mehr oder minder tun und lassen kann, was er will, fehlt mir jedwedes Verständnis dafür, daß dort nicht auch die Rauchopfer dargebracht werden und stattdessen pennergleich zu diesem Behufe auf der Straße rumgelungert wird. Außerdem sollte ein Raucher, der seinen Qualm in der eigenen Bude offensichtlich nicht ertragen kann, entweder aufhören mit diesem Laster oder sich eine Wohnung mit Balkon oder Terrasse zulegen, bevor er eine uns allen zustehende Fläche für sich und sein ureigenes Tun requiriert.                                                                                                                                                                                                                                               Dergleichen Beispiele sind viele. Neulich durfte ich erleben, wie jemand mit Wasser aus der Gießkanne seine Gartenmöbel auf dem Bürgersteig vor der Haustür abschrubbte. Was um Himmels Willen bewegt jemanden, der einen Außenbereich zu seiner Wohnung zur Verfügung hat, ansonsten er wohl keine Draußenmöbel bräuchte und besäße, derlei Verrichtungen auf die Straße zu verlagern!? Gesteigert wurde das, als ein Nachbar zum Frühjahrsputz seine kleinen Teppiche und Badematten neben dem Hauseingang an der Wand auszuschlagen begann, auf meine Intervention aber, wenn auch mit völligem Unverständnis, damit einhielt.                                                                                                                                                                         Und dann sind da noch- wie ich neulich auf einem begrünten Fahrbahnmittelstreifen bei einer beseelt-beschwingten Ökotussi(auch das noch!) beobachten konnte – die, die von öffentlichen Flächen die ohnehin meist wenigen Blumen, die unseren Augen und Seelen inmitten der sonstigen Ödnis Freude bereiten, bar schlechten Gewissens für die heimische Vase abpflücken. Auch in diesem Falle erntete meine freundlich formulierte Mißfallenskundgabe mit Hinweis auf das wunderbare Goethe-Gedicht „Gefunden“ nur unverständiges Achselzucken.

Das alles wird nur noch übertroffen vom gestrigen Nachtvorkommen. Um kurz vor vier Uhr wurde ich durch laute Stimmen – mein Schlafzimmer geht zur Straße, die aber eigentlich eine ruhige Seiten- und Wohnstraße ist – unweigerlich bzw. unwillkürlich wach. Anhand des ohne Mühe verstehbaren Gespräches – als sei, unabhängig von der nachtschlafenden Zeit, man unter sich – konnte ich erschließen, daß es sich offenbar um zwei euphorisierte und sexuell – wir haben Mai – aufgewühlte junge Männer handelte, die sich nicht nur laut, sondern zusätzlich in unverblümt deftiger Sprache ihre sexuellen Erlebnisse oder Wunschvorstellungen – das war nicht zweifelsfrei scheidbar – erzählten. Da wurden auch Spezifika von Penetrationsrhythmen, Eindringtiefen und letztlich des Geschlechts einer Alina derartig detailliert kundgetan, daß mir die Vulva der unbekannten jungen Dame quasi live vor dem geistigen Auge erschien. Und das bei Vollmond! Aus dem Bett getrieben, konnte ich nach einem Blick aus dem Fenster erkennen, daß sich das alles in einem unter mir geparkten, älteren Kleinwagen, dessen Fenster vollends geöffnet waren und dessen Sportauspuffrohre einem Lamborghini zur Ehre gereicht hätten, abspielte. Weil es nicht enden wollte, sah ich, um wieder Schlaf zu finden, mich genötigt, die Herren von meiner Terrasse aus auf das Störende ihres Tuns aufmerksam zu machen und ihnen gleichzeitig mitzuteilen, daß ich an ihren intimen Abenteuern obendrein auch nicht sonderlich interessiert sei. Man ahnte, daß der angesprochene Fahrer errötete, und vernahm eine verzögerungsfreie, ehrlich klingende Entschuldigung sowie die, umgehend umgesetzte, erklärte Absicht, selbstverständlich die Wagenfenster sofort zu schließen. Immerhin! Bis ich wieder Schlaf fand, habe ich, statt Schäfchen zu zählen, diese Kolumne im Kopfe vorformuliert. Dank für die sinnvolle Nutzung der geraubten Nachtruhe an die männlichen Waschweiber, von denen ich eines zusätzlich gelernt habe, nämlich, daß offenbar (heute) nicht nur – wie ich bisher angenommen und erfahren hatte – Frauen dazu neigen, unter Geschlechtsgenossen Intimstes haarklein auszutauschen. Vielleicht weiß ich morgen Genaueres über die Brüste von Alina!? Ach, nein, die Jungs haben ja dazugelernt. Schade eigentlich!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 04.05.2015

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Neulich wurde berichtet, daß einige Forscher nach Untersuchungen eines in Äthiopien gefundenen Unterkieferfragments nunmehr davon ausgehen, daß der Mensch 400.000 Jahre älter ist als bisher mit „nur“ 2,8 Millionen Jahren angenommen.

Diese Information hat mich schier umgehauen. In keinster Weise will ich den Sinn und die Berechtigung von Forschung in allen denkbaren Wissenschaften bestreiten, aber mir stellt sich die Frage, ob solche Bereiche, die mit derart bahnbrechenden Neuigkeiten aus der Vorzeit aufwarten können, tatsächlich öffentlich finanziert werden sollten oder müssen. Dabei wage ich die Behauptung, daß besagte Erkenntnis uns im hier und jetzt keinen Jota weiterbringt, es sich also bei derartiger Forschung um reinen Luxus handelt. Luxus aber muß man sich leisten können und Zeiten, in denen Ausgaben für Bildung restriktiv gehandhabt werden, sind meines Erachtens nicht geeignet, um L’art-pour-l’art-Forscher mit Steuergeld auszustatten. Außerdem harren mit Energiewende, Resourcenknappheit, Klimawandel, Welthunger-und versorgung etc. ganz andere andere Kaliber an Themen auf eine zufriedenstellende Lösung. In solch einer Situation ist es unverantwortlich, Gelder an die Gewinnung nutzloser Erkenntnisse zu verschwenden, während in Schulen Stunden ausfallen und der Putz von der Decke bröckelt. Von überfüllten Universitäten will ich gar nicht sprechen.

Mein Plädoyer geht also dahin, daß wissenschaftliche Untersuchungen von Dingen, die uns vorherseh- und nachweisbar keinen messbaren Erfolg im Heute zu geben vermögen, sich das notwendige Budget im privaten Bereich – wie wäre es zum Beispiel mit dem sicherlich vermögenden Verband der Kiefernchirurgen!? – beschaffen müssen, ansonsten sie nicht stattfinden können. Mir ist die Vorstellung ein Graus, daß ein Heer von älteren Archäologieprofessoren mit ihren jungen, weiblichen Jüngern in Pfadfinderromantikmanier auf meine Kosten in die entlegensten Gegenden der Welt reist, um in der Erde zu buddeln und mir nach ihrer Rückkehr, wenn sie ihre superteuren Untersuchungen abgeschlossen haben, mein Weltbild derart durcheinanderzubringen. Allein die Mühe, meinen Lebenslauf nun um weitere 400.000 Jahre zurückverfolgen zu müssen, ist unermeßlich.

Es gibt einfach Wissenschaften, die man sich in schlechteren und/oder andere Prioritäten erfordernden Zeiten nicht erlauben kann. Ausdrücklich ausnehmen möchte die Philosophie, die allerdings mit guten Gründen schon Schopenhauer als unfrei und damit sich selbst ad absurdum führend geziehen hat, solange sie sich von der Obrigkeit/vom Staat finanzieren läßt, es also insofern auch ihr guttäte, nabelte sie sich von den Machthabern ab. Es gibt aber mit Sicherheit genügend finanzstarke Freidenker – die Kiefenchirurgen fallen da aber wohl aus allen erdenklichen Gründen aus, im mindesten weil sie sich ja schon für äthiopische, frühzeitliche Kiefernknochen engagieren -, die ohne Bedingungen Menschen das Essen, Trinken und Leben alimentieren, die das Potential haben, über Grund und Sinn von allem nachzusinnen und neue Entdeckungen zu machen.

Die unverlangt mir zur Kenntnis gegebene Tatsache, daß ich um soviel älter bin, erklärt aber vielleicht meine Müdigkeit!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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