wolfsgeheul.eu vom 12.03.2015

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Das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung wird, das wissen wir alle und zeigen vorwurfsvoll und belehrend mit dem Finger darauf, in Diktaturen mit Füßen getreten. So weit, so gut! Dürfen wir aber mit Steinen werfen?

Leider, nein! Auch bei uns und in den anderen Ländern des freien Europas gibt es zunehmend massive Einschränkungen zu beklagen, wobei diese nicht aus einer Veränderung der Gesetzeslage resultieren, sondern aus ungeschriebenen, wie auch immer sich herausgebildet habenden Regeln, die eine sogenannte „political correctnes“ vorgibt. Wie kann es sein, daß eine Gesellschaft, ohne die Legislative dazu zu legitimieren, sich selbst kollektiv beschneidet, indem sie ein inoffizielles Sub-Gesetz akzeptiert und zur Anwendung bringt. Nein, die Richter werden weiterhin nach Grundgesetz entscheiden und niemanden verurteilen, der gegen dieses neue Regelwerk verstößt, solange sich das geäußerte Wort im Rahmen der Meinungsfreiheit bewegt und keine Straftatbestände wie Volksverhetzung etc. verletzt. Selbst Beleidigungen oder ähnliches sind dann nicht angreifbar, wenn sie von der Satirefreiheit gedeckt sind. Können wir also beruhigt sein? Keinesfalls, denn Verstöße gegen die political correctnes werden präjudiziell vom Mob der angeblich gerecht und anständig denkenden Menschen – da ist die Presse vorneweg, gefolgt von der Politik, von Interessengruppen etc. – geahndet und zerstören Personen und Karrieren, bevor sie sich unter den schützenden Schirm des Grundgesetzes gerettet haben (können), wähnten sie ihn doch auch permanent über sich und werden deshalb überwiegend vollkommen überrascht vom Sturm der Entrüstung und seinen Folgen. Nun ist Recht immer ein ethisches Minimum und kann und will nicht verhindern, daß sich in der Gesellschaft moralische Subkategorien herausbilden, die für bestimmte Gesellschaftsbereiche faktische Gültigkeit erlangen. Hier kann man sich aber absentieren und damit drohenden Konsequenzen ausweichen. Das ist beim Shitstorm, den die politisch Korrekten auslösen, leider nicht möglich. Ist diesen Sprach- und Moralspießern, diesen Wohlverhaltensblockwarten eigentlich klar, daß sie damit auch sich selbst beschneiden und sie so übermorgen selbst Opfer ihrer Zensur werden können? Und wie soll sich ein Staat entwickeln, wenn Gedanken nicht mehr frei geäußert werden sollten, wenn sie sich nicht im politisch korrekten Bereich bewegen. Beim Ringen um die beste Idee, den besten Weg muß doch ersteinmal alles erlaubt sein, da nur so eine abgewogene Conclusio gefunden und getroffen werden kann. Wann hat das eigentlich angefangen? Genau weiß ich es nicht, aber als erstes fällt mir die Jenninger-Rede vom 10. November 1988 im Bundestag ein, die zum Rücktritt des, zugegebenermaßen unbegnadeten, hölzernen Redners führte. Was hat es Jenninger und der Verteidigung der Meinungs- und Formulierungsfreiheit jedoch geholfen, daß dankenswerterweise Ignaz Bubis später die inkriminierten Passagen von Jennigers Rede in eine eigene einflocht, ohne daß irgendjemand daran Anstoß nahm? Das war der ein Beginn der unlegitimierten, öffentlichen Steinigungen. Und statt daß sich die Intelligentia auflehnt, schweigt sie überwiegend fein still und paßt sich an. Welch eigensüchtiges, ignorantes Pack! Augenfälligstes Beispiel ist diese idiotische, zeitraubende und überflüssige, weil von keiner intelligenten, selbstbewußten Frau jemals gefordert, alternative Anrede in männlich und weiblich. Wo sind die starken Menschen beiderlei Geschlechts, die sich morgen einfach einmal dagegen auflehnen? Noch ist es nicht zu spät! Und es ist bitter nötig, weil nur starke, freiheitliche, sich nicht selbst schwächende Demokratien, mit ihrer Souveränität überzeugen und machtausgleichend als Bollwerk der Freiheit wirken können. Unsere Macht schrumpft ansonsten, denn was soll zum Beispiel den russischen Bürger bewegen, sich gegen sein Regime aufzulehnen und damit Veränderungen zu bewirken, wenn er den Eindruck haben muß, daß die westlichen Demokratien letztlich kaum besser und nicht das vorbildhafte Paradies sind, welches sie vorgeben zu sein und aus dem sie vermeintlich ihre moralische Integrität, Kraft und ihren Glanz ziehen, die ihrer Haltung vorgeblich Gewicht  und Vorbildcharakter verleihen!?

Und dann trifft es aktuell auch noch Jeremy Clarkson, den Vater von Top Gear(BBC), einem Fels in der Brandung gegen die political correctnes. Auch wenn möglicherweise eine Körperverletzung der Grund für die Suspendierung war und nicht eine seiner erfrischend freien Bemerkungen, Faktum ist, daß ihn die Senderoberen schon seit langem auf dem Kieker haben und diesen mutmaßlichen Vorfall nur dankbar zum Anlaß genommen haben, endlich zur Tat schreiten zu können. Jeremy, der Kampf geht weiter!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

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wolfsgeheul.eu vom 11.03.2015

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Es wird Zeit, sich einmal mit der Generation der jetzt Mitte Fünfzigjährigen zu befassen, hatte ich diesbezüglich doch in letzter Zeit einige interessante Gespräche mit Altersgenossen. Voranschicken möchte ich, daß alle meine Gesprächspartner lebensbejahende, aktive Menschen sind. Gleichwohl mehren sich – jetzt da die Einschläge näherrücken -, auch oder gerade wegen dieser, Themen, die sich mit der Zukunft beschäftigen. Fast alle haben wir zum Glück Kinder – und sind nicht mehr berufen und/oder fähig, für weiteren Nachwuchs zu sorgen – und sind im Beruf gefordert, manche leben sogar noch mit Ihrem ersten Ehepartner. Es ist bei den Männern – die Frauen haben sicher Entsprechungen, die ich aber nicht berufen bin aufzuzählen –  die Hochzeit der Sportwagen- und Motorradkäufe, der edlen Zigarren, der besonderen Alkoholika, des guten Essens, der Siebträgerespressomaschinen etc. angebrochen, wobei man bezüglich der Autos eine gewisse Eile verstehen sollte, gilt es doch die Phase auszunutzen, in der man noch elegant und locker ein- und aussteigen und der Rücken die kärgliche Federung ertragen kann. Das währt nämlich nicht ewig, während das andere von der Geschmeidigkeit des Körpers genauso unabhängig ist wie das Golfspiel im Alter. Bei den besagten Dingen dreht es sich zunächst und vorallem um das Hier und Jetzt. Was denken und erwarten wir aber ansonsten von der Zukunft? Natürlich gibt es die, die sich bis heute für unersetzlich in jeder Hinsicht halten, es scheinen aber in meinem Umfeld diejenigen vorzuherrschen, die das bei aller überwiegend berechtigten Überzeugtheit von ihren Fähigkeiten durchaus selbstkritischer und realistischer sehen. Soweit die Kinder bereits aus dem Hause sind, ist die wesentliche Arbeit getan, auch wenn – zumindest wenn wir keine nervigen Eltern sind – man weiterhin gerne auf unseren Rat und unser Geld zurückgreift. Sie kämen aber objektiv auch alleine zurecht, und das gut und richtig so. Im Beruf sind zwischenzeitlich die Jungen nicht mehr jung und, so wie wir damals, durchaus zutreffend der Auffassung, uns über kurz oder lang ersetzen und obendrein den frischen Wind der modernen Zeit einbringen zu können. In der Familie warten wir früher oder später auf Enkel, aber essentiell und verantwortlich, so schön und zu den Eltern ausgleichend es oft auch für die Kindeskinder sein mag, sind wir für deren Fortkommen nicht. Aber, da sind doch noch die Träume! Aber auch hier gibt es jedoch Veränderung zu bemerken. Manche haben derer garkeine mehr und leben in relativer Zufriedenheit oder in Resignation nur ihren Trott. Diejenigen, die noch welche haben, sind aber hinsichtlich des Weitfliegens derselben heruntergegangen und haben sie auf ein quantitativ und qualitativ realistischeres Maß zurückgeschraubt. Auch das weitere Anhäufen von Eigentum – nur die Bücher nehmen immer weiter an Zahl zu, wenigstens bei denen, die sich dem elektronischen Buch fürderhin verweigern – hat seinen Reiz schon beträchtlich verloren, von vielen wird es gar als eher belastend empfunden, so daß die Akte der Schenkungen von warmer Hand zunehmen, nach dem Motto „Man kann ja nichts mitnehmen!“. Zusammenfassend kann man wohl behaupten, daß wir uns bereits in der Verlängerung des Mysteriums/Spiels „Leben“ befinden. Ein mir sehr naher Ex-Verwandter von der angeheirateten Seite hat – ich glaube allerdings, als er etwa zehn Jahre älter, als ich heute bin, war – den Begriff der „Randständigkeit“ geprägt, jedenfalls habe ich ihn vom ihm erstmalig gehört und bis heute keinen gefunden, der ihn, bevor ich ihn gebrauchte, gekannt hat. Diese Begrifflichkeit spricht für sich und bedarf keiner weiteren Erläuterung und Ergänzung. Wir sind in meinen Augen genau das, nämlich randständig, auch wenn wir noch aktiv arbeiten und entsprechend Steuern zahlen. Was heißt das nun? Wir – und dabei klammere ich die Menschen aus, die gegenläufig zu ihrer abnehmenden Potenz nocheinmal so richtig aufdrehen, was aber überwiegend unzeitgemäß und oft sogar lächerlich rüberkommt – sind in einem Zwischenstadium, in dem der Druck langsam nachläßt, sich beweisen und darstellen zu müssen. Vielleicht macht uns das gerade noch und so wertvoll, weil wir unbeeinflußter handeln und Rat geben können. Hoffen wir es und genießen das Leben!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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