wolfsgeheul.eu vom 07.12.2017

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Mein nicht gerade hochkulinarischer Junggesellenspeiseplan bringt es mit sich, daß ich gerne immer je ein Fläschchen Tabasco und Kikkoman-Sojasauce vorhalte. Seit Jahren kaufe ich die im Discounter meines Vertrauens, aber erst jetzt ist mir etwas aufgefallen. Während die asiatische Spezialität nackt daherkommt, befindet sich die sanfte Scoville-Bombe zusätzlich in einem Pappkarton, obwohl die Flasche mit einem Plastikschutz versiegelt ist.

Warum eigentlich? Vordergründig sind keinerlei Gründe ersichtlich, die diese Maßnahme notwendig machen sollten. Die Schachtel erscheint vollkommen überflüssig. Bei genauerer Betrachtung kommt man jedoch dem Origami-Rätsel auf die Spur. Die Umhüllung trägt den heute unverzichtbaren Strichcode, die Flasche nicht. Der Karton hat offensichtlich einzig den Sinn, das Kultfläschchen original, sprich barcodefrei belassen zu können. Was man ästhetisch noch nachvollziehen, ja sogar fast als vorbildlich standhaft bezeichnen könnte, hält aber der letztlich weitaus bedeutenderen ökologischen Einordnung nicht stand. Allein wegen ein bißchen Optik kostbare Ressourcen zu verschwenden, ist nicht hinnehmbar.

Da aber mein Netto kein adäquates Konkurrenzprodukt anbietet, werde ich wohl oder über an meinem geliebten Scharfmacher festhalten. Aber ich werde zukünftig etwas tun, was ich mir bisher erspart habe, nämlich im Geschäft den Karton entsorgen. Machten das übrigens alle Kunden – die Wette wage ich – bräuchte es nicht lange, bis die Supermarktkette, die, ob sie will oder nicht, auf diese Weise die Entsorgung zu übernehmen hat, beim Produzenten darauf drängt, die leidige Pappverpackung ersatzlos zu streichen.

Also, frisch auf! Mag es auch etwas mühsam sein, aber es gibt keine Entschuldigung für stilles Dulden und Nichtstun. Zwei Fragen drängen sich allerdings auf. Warum müssen Verbraucher eigentlich häufig schlauer und nachsichtiger sein als die Hersteller, was übrigens umso unverständlicher ist, als ich bisher dachte, es ginge der Wirtschaft insbesondere um Gewinnmaximierung? Und wie konnte es so lange dauern, bis mir dieser Tabascounsinn klar wurde?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 22.09.2017

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Ertappt!

Rund ums Jahr trage ich eine Mütze, wenn ich das Haus verlasse und mich unter freiem Himmel aufhalte. Sobald ich einen Raum betrete, nehme ich diese allerdings automatisch ab. So bin ich erzogen. Gestern begebe ich mich in meinem Discounter zur Kasse, an der einmal wieder meine Lieblings-Netto-Mitarbeiterin sitzt. Der erwartete Gruß schon aus der Distanz blieb aber aus. Erst als ich näher trat, erkannte sie mich und holte dies nach.

Was war geschehen? Gewöhnlich habe ich Schlägermützen auf. Bei meinem gestrigen Besuch trug ich allerdings eine bretonische Fischermütze, eine schirmlose Version der so weit verbreiteten, aber eigentlich außerhalb des Sports recht stillosen Basecap. Deshalb hatte sie mich zunächst nicht erkannt. Ein einziges verändertes Kleidungsstück kann also bereits die Identifikation erschweren.

Viel schlimmer aber erscheint mir die bittere Erkenntnis, daß mir ein Supermarkt offensichtlich nicht würdig genug erscheint, um meinen Kopfschmück wie gewohnt abzunehmen, wenn ich in ihn hineingehe. Den nüchternen Regallagerraum dürfte dies komplett ungerührt lassen. Aber warum erweise ich den dort tätigen Angestellten nicht die Ehre eines baren Hauptes?

Man lernt halt nicht aus. Chapeau, liebe Netto-Kassiererin! Sie haben mir etwas klargemacht und beigebracht. Von jetzt an präsentiere ich auch dort mein schütteres Haar unverhohlen in voller Pracht.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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