In anfallartigen Wellen lese ich seit jeher gerne Krimis, vielleicht so etwas wie eine logische Weiterführung zu den Büchern Karl Mays. Es mag begonnen haben mit Blyton, Simenon, Agatha Christie, weiter über Highsmith/Hammett/Chandler zu van de Wetering und anderen, die mir entfallen sind. Nach einer längeren Pause bin ich vor einiger Zeit auf die Eifel-Krimis gestoßen, dann mit einem unter französischem Pseudonym schreibenden Deutschen in die Bretagne gelangt, um hernach der Griechenlandkrise mit Kommissar Charitos nachzuspüren und aktuell Capitaine Blanc – wieder von einem deutschen Autor, jedoch ohne Decknamen – in meine geliebte Provence zu folgen, dazwischen natürlich keinen Dan Brown und selbst nicht die guten Bücher des eitlen Gockels Schätzing ausgelassen habend. Was soll ich sagen? Immer ein spannendes und fesselndes, meist kurzes und – nicht zu vergessen – überwiegend recht flüchtiges Lesevergnügen! Letzteres liegt gerade bei Krimis mit fester Stammpersonage wahrscheinlich nahe, da die Personen berechenbarer werden wie damit auch die Gesamtanlage des Plots. Trotzdem läßt mich das Gefühl nicht los, daß die Autoren früher vielseitigere und überraschendere Ideen hatten, was natürlich einer nostalgischen Verklärung entspringen und falsch sein kann. Die neuen Leseeroberungen aber sind verdammt ähnlich und irgendwie zu vorhersehbar. Außerdem fällt beispielsweise bei Bannalec und erst Recht bei Rademacher, der im übrigen ersteren nachempfindend meines Erachtens etwas zu dreist auf den Bretagnezug aufsteigt und das ganze nur in den Süden Frankreichs verlegt, auf, daß sprachlich bei aller zugestandenen Erzählkunst die Stanzen der Trivialliteratur überhandnehmen und einen die „silbernen Nebel“, „aufstiebenden Krähen“, „kristalline Klarheit“, „der wohlgeformte Busen“ etc. zunehmend genauso langweilen wie die sich verliebenden Kommissare und ihre kleinen Affären. Da bildet Markaris eine rühmliche Ausnahme, der seinem Ermittler wenigstens eine funktionierende Ehe mit einer kishonschen „besten Ehefrau der Welt“ andichtet und auch ansonsten überhaupt nicht sprachschwülstig auftritt. Alles in allem also scheint die mir bekannte Kriminalromanwelt ähnlich ihren Fersehpendants nur die in unsere Zeit passende „schnelle Nummer“ zu bieten und – eine Parallelle zu der Begrifflichkeit – zumeist einen schalen Beigeschmack der Beliebigkeit zu hinterlassen. Und die Klonhaftigkeit läßt die Vermutung aufkeimen, daß man Krimis inzwischen auch teilweise über Computerprogramme und aus allzwecktauglichen Versatzstücken verfertigen kann, die die schnellere Produktion neuer Episoden für den überhitzten Markt erlauben. Vielleicht aber kann man Krimis auch nicht besser machen und sollen sie ohnehin letztlich nur zu kurzem Amusement taugen!? Daß es jedoch herausragengende Neuigkeiten geben kann, die in keine bisher gekannte und eingerichtete Schublade passen, hat uns im TV der phantastische Murot-Tatort „Im Schmerz geboren“ gezeigt. Als nächstes werde ich es einmal mit einem Brenner-Krimi versuchen und schauen, ob der mich positiv überrascht. Und am Ende des Tages bleibt es dem Kritiker auch unbenommen, es besser zu machen. Ersteinmal lese ich jedoch auch Krimis weiter, und jeder Leseabend ist allemal besser als ein Fernsehabend. Es lebe das Buch!
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf