Der Frühling bringt es an den Tag. Öffentliche und private Gärten und Anlagen müssen auf Vordermann gebracht werden. Wenn man den Wildwuchs vermeiden will und überhaupt Spaß daran hat oder sich ins Unvermeidliche fügt, ist es Zeit, die passenden Geräte, den Rasenmäher, den Spaten, die Harke, die Spezialscheren, den Rechen und den Besen aus dem Keller zu holen und mit fröhlichem Körpereinsatz sowie einem heiteren Lied auf den Lippen loszulegen. Überall hackt und recht es dann, während von der heißen Stirne der Schweiß rinnt.
Denkste! Das war einmal. Heute lärmen an allen Ecken und Enden unerträglich die elektrischen und benzingetriebenen Motoren. Die tirilierenden Vögel flüchten auf’s Land und der Maulwurf unter Tage ärgert sich, daß er nicht taub ist, sondern blind. Und der nicht fliehen könnende anrainende Mensch leidet unter dieser Folter meist still vor sich hin.
Nun ist es nachvollziehbar, daß der Mensch in einer technisierten Welt versucht, sich Arbeit zu erleichtern. Insofern hat jeder Verständnis, wenn z. B. größere Rasenflächen nicht mit der Sense oder dem Handmäher, sondern motorisiert gemäht werden. Lärm, der nicht vermeidbar und dessen Ursache gerechtfertigt ist, läßt sich gut oder wenigstens besser ertragen.
Aber gerade deshalb, weil sie sich nicht über die Notwendigkeit zu exkulpieren vermögen, sind die vielen Privatleute, aber auch Gartenbauunternehmen, die auf überschaubaren Flächen mit dem technischen Maximalgerät anrücken und ihre Umwelt ohne Not foltern, eine Spezies, die sich meines ungeteilten Hasses sicher sein kann. Früher hatte Garten- und Reinigungsarbeit etwas Kontemplatives. Man denke nur den herrlichen „Beppo Straßenkehrer“ in Michael Endes „Momo“, der bei seiner fast lautlosen, eintönigen Fegearbeit geradezu eine Philosophie des Lebens entwickelt. Heute geht jeder Gedanke – auch der des Anwenders und Verursachers – im Krach der unsinnigen, unökologischen und überflüssigen Gerätschaften – der unsägliche Laubbläser stellt in diesem Gruselorchester den Negativgipfel dar – unter.
Und der internationale Spießer ist mit Sicherheit überdurchschnittlich empfänglich für Perfektion und Akkuratesse, weswegen wir auch diesbezüglich unter ihm zu leiden haben.
Da ist er also wieder, der „Garten-Nazi“! Dank an Dr. Georg Ringswandel für diese Wortschöpfung, die treffender nicht ausfallen kann. Jeden Frühling muß ich an ihn besonders denken, weshalb ich mir erlaube, seinen Liedtext nachfolgend einzustreuen.
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Draußen hinterm äußern Gürtel, gibt es ein ganz saubres Viertel, bei der Trambahnendstation, wo die Straßen Vogelnamen haben, Amselstraße, Finkenweg, sauber kitschig und bißl schräg, friedlich ist es dort und staad, außer wenn wer Rasen maht. Wo der Pappa jeden Tag auf d’Nacht den Gartenschuppen fest zusperrt, wo die Mamma jeden Samstag früh im Küchenschurz den Gehsteig kehrt. Da zeigt dir der braune Zwerg, den Holzweg durch den schwarzen Wald, rechts hinterm blauen Mond, wo der Gartennazi wohnt. — Scharf rechts hinterm Mond, wo der Gartennazi wohnt. — Sein Dobermann heißt kleiner Bazi, die Frau heißt Mutti oder Schatzi, sie haben ein Miezi, das heißt Katzi er selber ist der Gartennazi. Der immer rumschleicht, spioniert, andre ärgert, drangsaliert, er gehört zu dieser Art von Leut‘, die mit der Nagelschere den Rasen schneid’t. — Selbst der Hund hat nichts zu lachen, der Nazi ist sein Peiniger, jeden Freitag spritzt er ihn ab mit dem Hochdruckreiniger. Jeder der schon mal dort war, kennt die Bös-vom-Häusl-Aussa-Schauger, streun sich Schneckentod und surren mit dem Laubwegsauger. — Ordnung, Zucht und Disziplin, vor allem für die anderen, bei sich nimmt er’s nicht so genau, das größte Schwein vom Gau. München, Straubing, Linz und Wien, runter rasseln die Jalousien, weil eines mag der Nazi net, daß man sieht, wie es bei ihm daheim zugeht. Wo der scharfe Wind durchwaht wird dem, der fragt, der Hals umdraht, ansonsten gibt es kein Problem, bloß ab und zu erschießt wer wen. Auf d’Nacht schaun sie ins Fernsehn rein, wenns klopft, rufen sie die Polizei, So ungefähr ist es hinterm Mond, wo der Gartennazi wohnt. — Scharf rechts hinterm Mond, wo der Gartennazi wohnt. T&M: G. Ringsgwandl |
Ach, wie wäre das Leben doch langweilig, könnte man sich nicht ärgern und aufregen. Jedenfalls gibt es zu Ärger leider immer mehr Anlaß als zu Freude. Ob dieses Mißverhältnisses wäre das Ausbleiben des einen oder anderen Ärgernisses aber nicht nur zu verschmerzen, sondern zu begrüßen.
Also, liebe Gärtner, rückt der Natur weitestmöglich wieder natürlich zu Leibe!
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf