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wolfsgeheul.eu vom 10.03.2015

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Wir leben in einer Welt der Plagiate.  Ein Milliardenmarkt! Wer sind die Kunden, und was motiviert sie, nicht zum Original, sondern zur Kopie zu greifen? Warum blüht dieses Geschäft zunehmend in der heutigen Zeit?

In meinen weiteren Ausführungen unterstelle ich, daß die plagiierten Konsumartikel wesentlich preiswerter, von schlechterer Qualität und damit im Zweifel überteuert sowie durch ihre Ähnlichkeit geeignet sind, dem Betrachter das echte Stück vorzugaukeln. Außerdem möchte ich die Fälle ausschließen, in denen Menschen, die sich das Original leisten könnten, gleichwohl aus Sparsamkeit bzw. Geiz zum Plagiat greifen. Ferner gilt die Feststellung, daß Originale, denen die Nachahmung droht, zwar von hoher Qualität, Funktionalität und Haltbarkeit jedoch gleichzeitig überteuert sind, weil ein nicht unwesentlicher Teil ihres Preises auf dem Ansehen einer Marke und ihres Labels fußt. Letztlich setze ich voraus, daß es gleichwertige Waren zu den sogenannten Originalen gibt, die alles außer denselben Status gleichermaßen bieten. Außer Acht bleiben soll hier das bewußte Provozieren/Dulden der Hersteller von unverwechselbaren Originalen zum Plagiieren, um durch die Nachahmung den Ruf und damit den Marktwert/Preis zu steigern, weshalb der Schaden zumeist weit geringer als der Nutzen und die lautstark geführte öffentliche Beschwerde heuchlerisch sein dürfte.

Zunächst haben wir es also mit Personen zu tun, die sich rein äußerlich in eine Liga bewegen wollen, der sie tatsächlich nicht angehören. Originale sind ein Rangabzeichen einer vermögenderen Schicht. Genau diesen Nimbus wollen sich die Erwerber einer Fälschung aneignen, um vorzutäuschen, reicher zu sein, als sie sind, und einer zumindest finanziell gehobeneren gesellschaftlichen Ebene anzugehören. Es geht also ganz offenbar nur um den schönen Schein. Dafür wird sogar ein qualitativ schlechtes Produkt in Kauf genommen, obwohl man für das zur Verfügung stehende Budget, bessere Produkte erwerben könnte, die allerdings zugegebenermaßen im Gegensatz zum Plagiat keinen oder nicht diesen Status verkörpern. Menschen versuchen also ihre Identität und Zugehörigkeit zu einer bestimmtem Gesellschaftsschicht zu verleugnen. Warum tuen sie das? Offensichtlich fehlt es vielen Menschen an Selbstbewußtsein und Stolz, sich durch den Erwerb ihren Möglichkeiten angemessener Waren in gewisser Weise offen zum eigenen Status zu bekennen. Hier hat sich demnach ein rasanter Wandel vollzogen, weil mir die Zeiten nicht fern scheinen, in denen Konsumenten damit weniger bis garkeine Probleme hatten, ihre Selbstachtung sich also aus anderen Quellen speiste. Ein weiterer Aspekt scheint der Umstand zu sein, daß die Menschen nicht mehr bereit sind, zu warten und Träume zu haben, deren Verwirklichung in fernerer, aber absehbarer Zukunft liegt oder gar in den Sternen steht. Es geht ihnen demnach nicht mehr um zeitgemäße Authentizität, sondern um den schnellen Glamour, unabhängig von der aktuellen Potenz. Diese Phänomen tritt in allen gesellschaftlichen Ebenen auf, gibt es immer ein Darüber. Es wirft somit aber auch ein interessantes Schlaglicht auf die Menschen/Schicht, die als Käufer und Zurschausteller der Statussymbole auftreten. Sie sind es, die ihrerseits nicht darauf verzichten wollen, sich damit als einer gewissen Klasse angehörig sichtbar zu machen, obwohl gerade sie die Mittel hätten, sich auf andere, gleichwertige oder sogar wertigere Waren zu kaprizieren, denen man mangels Bekanntheit aber nicht sofort den Preis ansieht. Es besteht also eine Wechselwirkung zwischen denen da oben und ihren sie imitierenden Bewunderern da unten. Es hat sich damit wohl auch bei den Vermögenderen ein Wandel hin zur Außenwirkung vollzogen, während man früher in dieser Kaste eher nach dem Prinzip „Mehr Sein als Schein!“ verfuhr und andere Werte in Auftritt und Handeln in den Vordergrund stellte. Die Unterschiede in Stil und Wertekanon verwischen die Grenzen zwischen den und die Gier nach Optik und Ansehen eint die gesellschaftlichen Schichten.

Insgesamt haben wir es also heute mit einer oberflächlicheren Gesellschaft zu tun. Schade um die vergangenen Zeiten, in denen sich ein Mensch noch über das, was er sagte und tat, definieren und darüber einen eigenen Status erreichen konnte, auf den er zu Recht stolz sein durfte und der ihm Ansehen in der Gesellschaft in allen Schichten verschaffte.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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