Es ist mir egal, wie die Briten heute entschieden haben.
Die morgendliche Dusche ist häufig ein Erkenntnisquell. Während ich gestern noch gezögert habe, ob ich letztmalig auf den Brexit eingehen und an die Engländer appellieren sollte, in der EU zu bleiben, bin ich heute sicher, daß ich dem Votum jetzt vollkommen gleichgültig entgegensehe. Warum? Erstens geht Großbritannien deshalb nicht unter, steht mir also weiterhin als Reise- und potentielles Auswanderungsland zur Verfügung. Zweitens herrscht in der EU seit Jahren – auch durch das maß- und wahllose Wachsen – Chaos und mehr oder weniger Stillstand, so daß es nicht schaden kann, wenn sich einmal etwas bewegt. Drittens haben die Briten ohnehin nie richtig hineingepaßt und immer eine Sonderrolle eingenommen. Viertens wäre die Welt doch langweilig, geschähe nicht hin und wieder etwas Außergewöhnliches und vordergründig Schlechtes. Unabhängig vom Ergebnis wird es so oder so ein Weckruf für Europa sein, daß man nicht weiterwurschteln kann wie bisher, ob sie nun bleiben oder nicht. Eventuell wäre sogar der Paukenschlag eines Austrittes der bessere, weil interessantere Ausgang, denn dann käme zwangsläufig richtig Dynamik in die Angelegenheit. Und der lustige Boris Johnson würde vielleicht Premierminister. Darauf einen Whisky! Spätestens am Abend sind wir schlauer.
Anderes Thema! Kaum wird es heiß, rauschen wieder die Klimaanlagen in fast jedem Auto. Selbst Kleinwagen sind inzwischen hermetisch abgeschlossene mobile Kühlschränke. Wie schnell doch aus dem einstigen Luxuszubehör eine Standardausstattung für jedermann geworden ist! Und wer einen solchen Polarluftpüster sein eigen nennt, benutzt ihn natürlich auch stolz und fühlt sich automatisch als Mitglied im Kreise der Privilegierten. Geschissen! Wer seine Klimaanlage im PKW betreibt geriert sich nicht nur in vielerlei Hinsicht als Umweltsau, sondern gefährdet auch seine Gesundheit. Nein, ich meine nicht die ständigen Warm-Kalt-Wechsel, die so gerne Erkältungen verursachen, oder die vom kalten Luftstrom gereizten Augen! Bild-Online hat neulich über eine von ihr beauftragte Untersuchung des Heidelberger Instituts für Umweltphysik(IUP) berichtet. Basierend auf der Erkenntnis, daß fast 70 Prozent der Stickstoffdioxidbelastung aus Dieselmobilen entweicht, haben sich die Wissenschaftler der Frage gewidmet, wieviel davon ins Fahrzeuginnere gelangt, wenn man am Verkehrsgeschehen teilnimmt. Der Jahresgrenzwert liegt bei 40 Mikrogramm NO2 je Kubikmeter. Allein bei einer Fahrt durch die Stadt liegt der Wert im Innenraum des Autos bei mehr als dem Doppelten, auf Autobahnen sogar über dem Dreifachen. Fährt man zusätzlich hinter einem Kleinlaster her, kann die Schadstoffbelastung besorgniserregend auf mehr als das Zehnfache steigen. Na, dann viel Spaß ihr Kaltduscher! Wundert euch also nicht über mein fröhliches Gesicht, wenn ich im offenen Roadster oder dem klimaanlagenlosen Youngtimer mit offenen Fenstern an euch vorbeifahre. Ich atme bessere, weil verdünntere Luft als ihr. Und eure überheblichen Minen sind verfehlt. Ihr sitzt im giftgeschwängerten Glashaus, nicht ich! So kann eben das Sozialisieren von Luxus zur Schädigung eines ganzen Volkes führen. Es war gar nicht schlecht, als es sich nur die Reichen leisten konnten, in aller Arroganz sich über die natürlichen Umstände zu erheben, nicht wissend, daß die armen Schlucker in ihren heißen Kisten die wahren Gewinner der Klimaschlacht waren. Das hat euch aber wohl nicht ruhen lassen, denn heute zieht das Kapital den kleinen Mann mit in den frostig verpesteten Abgrund. Das nenne ich ‚mal Sozialismus der anderen Art, nämlich von oben nach unten. Nur die Größenunterschiede der Kisten bleiben, innen ist es jedoch immer gleich stickig. Well done, aber ohne mich, denn ich bin gegen jede Form von Gleichmacherei!
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf