Der Politiker aus meiner Kolumne vom vergangenen Dienstag ist übrigens eine von mir durchaus geschätzte Person weiblichen Geschlechtes, mit der ich mir in anderer Sache sehr einig war, nämlich daß es aufgrund der technischen Möglichkeiten der Eindrucksvermittlung spätestens heute eigentlich keiner Zoos mehr bedarf und es grundsätzlich bedenklich bis verwerflich ist, schöne, wilde Tiere einzusperren. Folgendes Gedicht kannte sie nicht:
„Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.“
(Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris)
Meine Politikerfreundin war sehr gerührt, nachdem ich es ihr vorgetragen hatte. Sie hat halt ein Herz.
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf