„Gaudeamus igitur“!
Weil es heute angebracht und grundsätzlich so schön ist, hier der ganze Text in einer sehr authentischen deutschen Fassung, der zweiten Auflage des Buches „Auswahl guter Trinklieder“ aus dem Jahre 1795 inklusive der Singanweisungen entnommen:
1. Strophe
Laßt uns, weil wir jung noch sind,
Uns des Lebens freuen! :|
Denn wir kommen doch geschwind
Wie ein Pfeil durch Luft und Wind
|: Zu der Todten Reihen. :|
2. Strophe
|: Sagt mir doch, wo trifft man an,
Die vor uns gewesen? :|
Schwingt euch auf zur Sternenbahn,
Geht hinab zu Charons Kahn,
|: Wo sie längst gewesen! :|
3. Strophe
|: Kurz ist unsre Lebenszeit,
Sie vergeht geschwinde; :|
Unter Sorgen, Müh’ und Streit
Schwindet Jugend-Fröhlichkeit,
|: Wie der Rauch vom Winde. :|
4. Strophe
|: Blüh’, du edler Musenthron,
Blühet auch, ihr Lehrer! :|
Jedem braven Musensohn
Werde Ehr’ und Glück zum Lohn,
|: Ihm, der Weisheit Hörer! :|
5. Strophe
|: Hübsche Mädchen sollen hoch
Gleich den Weibern leben! :|
Die uns hold sind und sich Müh
In der Wirthschaft spät und früh
|: Uns zu dienen geben. :|
6. Strophe
|: Staat und Städtchen sei beglückt,
Auch der Landesvater! :|
Vivat wer uns Nummos schickt,
Wenn die Schuldenlast uns drückt,
|: Vivat Freund und Rather! :|
7. Strophe
|: Gram und Sorgen, fliehet jetzt!
Sterbet, Burschenfeinde! :|
Pereat wer uns verpetzt,
Uns belächelt und verhetzt
|: Mit dem besten Freunde! :|
Heute habe ich wieder einmal die Ehre und Freude an einer akademischen Feier teilnehmen zu dürfen, weil meine Tochter ihr Erstes Staatsexamen für das Grundschullehramt bestanden hat und sich in Kürze ins Referendariat verabschieden wird. Was gibt es da Passenderes, als aus voller Kehle im Originaltext“Gaudeamus igitur“ zu intonieren!?
Übrigens, liebe Gender-Polizei, der hier nicht wiedergegebene lateinische Text, den ihr mangels entsprechender Bildung aber wahrscheinlich ohnehin nicht verstündet, ist in eurem Sinne fast politisch korrekter, wenn man einmal von „professores“ und „maecenatum“ sowie vielleicht auch“osores“ und „irrisores“ und einem aus eurer Sicht vorsintflutlichen Weltbild absieht. Während ich aber mit „Professorin“ und Mäzenatin“ noch etwas anfangen kann, kommen mir die „Hasserin“ und die „Spötterin“ dagegen schwerer über die Lippen, und für die Zeit der Entstehung bin ich nicht verantwortlich, wenngleich gewisse Sympathien mit ihr nicht verhehle. Daß euch der altbackene deutsche Text jedoch mehr oder minder in Gänze, insbesondere aber in der fünften Strophe absolut nicht gefallen wird, ist mir genauso ein innerer Reichsparteitag wie vorgenannter Ausdruck für meine hämische Freude.
Für die (alte) Burschenherrlichkeit gilt allerdings, ob der Sprach- und Gesinnungs-Stasi das nun gefällt oder nicht, daß sie ohnehin allein schon begrifflich aber auch tatsächlich auf ewig in männlicher Hand bleiben wird. In diesem Sinne auf meine Tochter „Ergo bibamus!“
und gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf