wolfsgeheul.eu vom 03.09.2018

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Auf einem Augen blind?

Zunächst aber einmal ein Hoch auf die Jugend! Nach vorläufigen Schätzungen haben heute in Chemnitz 65.000 überwiegend junge Menschen das Konzert unter dem Logo „#wirsindmehr“ und mit dem von jedem unterschreibbaren Motto „Aufstehen gegen rechte Hetze – Solidarität statt Rassismus“ besucht. Mit „nur“ 20.000 Teilnehmern war gerechnet worden. Was für ein grandioses Statement! Und daß die aufgetretenen Bands allesamt eine linke Gesinnung hegen, liegt in der Natur der Sache, wenn man bedenkt, daß es grundsätzlich kaum gute rechtsorientierte Künstler gibt. Außerdem sollten unsere Adoleszenten in einer bestimmten Phase ihrer Entwicklung auch ruhig links und damit  in einer gewissen Zwangsläufigkeit mehr oder weniger gegen die Staatsmacht und ihre Organe sein. Das gehört zu einem gesunden Sturm und Drang. Deshalb erscheint es mir nicht nur müßig, sondern kontraproduktiv, lächerlich und regelrecht unverschämt, wenn unser Bundespräsident wegen seiner spontanen Sympathiebekundung für die Veranstaltung gerade von der CDU angegangen wird. Vielmehr sollten wir den Bands und ihren Fans dankbar für dieses starke Zeichen sein und nicht nach dem Haar in der Suppe suchen. Für das geschundene Chemnitz war es ein längst überfälliger Segen.

Aber trotzdem gibt es in diesen Tagen wieder, das heißt leider nicht zum ersten Male, ein Versäumnis zu beklagen. Wenn alle nun auf die Sachsen und ihre hohe AfD-Akteptanz schauen, reduzieren sie damit das Problem in seiner Gesamtheit. Die sächsische Bevölkerung – in den anderen östlichen Bundesländern gestaltet es sich ähnlich – ist nämlich bis heute nicht in toto in Demokratie und freiheitlichem Rechtsstaat angekommen. Darin liegt die wirklich besorgniserregende Erkenntnis.

Lassen wir Zahlen sprechen! Die letzte Wahlumfrage in Bayern sieht die AfD bei 14 und die Linke bei 3 Prozent. Schlimm genug, aber bis auf weiteres keine echte Gefahr! Im sächsischen Freistaat dagegen sind nicht nur 25 Prozent für die AfD, sondern zusätzlich 18 Prozent für die Linke, was die meisten Journalisten und demokratischen Politiker unerklärlicherweise geflissentlich übersehen bzw. für nicht erwähnenswert ansehen. Das bedeutet jedoch, daß dort fast die Hälfte der Bevölkerung Parteien ihre Stimme anvertraut, die unstreitig und äußerst dezent formuliert nicht felsenfest auf dem Boden unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung stehen. Hierin besteht das Drama! An der Beseitigung dieses Phänomens muß dringendst gearbeitet werden.

Wer das nicht sieht, ist bei aller berechtigten Sorge über die rechten Auswüchse tatsächlich auf dem linken Auge blind.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 06.06.2017

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IS‘ nich‘ nur doof!

Einmischungen in die inneren Angelegenheiten mag kein Staat auf dieser Erde. Und Terror ist die schlimmste Art, sich ungefragt einzumischen. Die menschenverachtenden Taten des radikalen Islam sind daher verabscheuungswürdig und mit nichts zu entschuldigen.

Könnte man aber nicht trotzdem aus ihnen etwas lernen? Sind Terroristen wirklich nur religiös verblendete Unmenschen?

Die Angriffe zielen auf den vorgeblich verlotterten Lebenswandel freier westlicher Kulturen und ihren tatsächlich jedes Maß verloren zu haben scheinenden Dauerfeiermodus. Auch wenn es mir widerstrebt, aber diesbezüglich hat der IS verdammt nochmal recht. Die großen Industrienationen leben fürstlich auf Kosten der kleinen und/oder armen Völker dieser Erde und wie zum Hohn grölen sie ihre gute Laune auch noch täglich hinaus in die Welt. Wenn aber einige nur buckeln und die anderen beständig ausgelassen tanzen, kann man wohl getrost von einer Schieflage oder besser von einer himmelschreienden Ungerechtigkeit sprechen. Diese zu beseitigen, ist die vornehmste Aufgabe der Reichen, und eine freiwillige Selbstbeschränkung wäre ein positiv versöhnliches Signal in Ansehung der Tatsache, daß wir alle im selben Boot sitzen und die Pflicht haben, aufeinander Acht zu geben und Rücksicht zu nehmen. Wenn wir also den nicht nur unberechtigten Haß auf uns eindämmen wollen, müssen wir mehr Solidarität auch und gerade in Form freiwilligen Verzichtes zeigen.

„Eine erfolgreiche Industrienation, das heißt eine Nation mit Zukunft, läßt sich nicht als kollektiver Freizeitpark organisieren.“

Diesen genauso klug visionären wie mutig unpopulären Satz sprach Helmut Kohl in seiner Regierungserklärung im Oktober des Jahres 1993. Er wurde dafür zu Unrecht verspottet und kritisiert. Und die in der Botschaft verpackte Warnung, es im eigenen Interesse nicht zu übertreiben, wurde allseits fröhlich in den Wind geschlagen. Die Entwicklung im letzten Vierteljahrhundert zeigt das in erschreckender Deutlichkeit. Unsere Probleme sind daher nicht unwesentlich hausgemacht.

Deswegen ist das trotzige „Jetzt erst recht“ nicht immer die richtige Strategie zur Eindämmung des Terrors. Natürlich wollen wir uns unser Leben nicht von außen vorschreiben lassen, schon gar nicht von radikalen Unrechtsregimen wie dem IS. Wenn aber Kritik nicht vollkommen unberechtigt ist, ändern kluge und überlegene Gesellschaften etwas.

Die falscheste Reaktion ist demnach ein „Weiter so!“ mit einer lapidaren Abwiegelungsfloskel wie

„IS‘ scho‘ recht!“.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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